Indys MH (Mentalbeskrivning Hund)in Vallentuna (Schweden)


Sonntag, 17. September 2017 – 6 Uhr morgens. Eine ungewöhnliche Zeit, im Urlaub aufzustehen, doch sieben Jahre, nachdem wir mit Karhu an der schwedischen MH teilgenommen haben, war es an der Zeit, dass wir uns mit Indy dieser Herausforderung stellten. Zunächst galt es, eine Strecke von 300 Kilometern bis in den Stockholmer Vorort Vallentuna zu bewältigen. Indys Startzeit war um 13.30 Uhr, wir planten reichlich Reservezeit ein. Es sollte möglichst genug Zeit sein, die MH eines früheren Starters zu begleiten. Dank Navi-Koordinaten fanden wir den etwas versteckt gelegenen Platz des Brukshundklubben Vallentuna problemlos. Peter - als Hundeführer – begleitete den startenden Australian Cattledog, um sich noch ein wenig besser mit dem Kommenden vertraut zu machen. Die übrigen Familienmitglieder zogen ein herbstliches Sonnenbad am Vereinshaus vor. Indy war aufgeregt, hektisch und spürte, dass etwas Besonderes bevorstand.

Bei der MH handelt es sich um eine umfassende Wesensbeschreibung des Hundes. Sie ist keine Prüfung im eigentlichen Sinne, denn es gibt kein "richtig" oder "falsch", es gibt lediglich die Reaktion des Hundes, die beschrieben wird. Die MH ist für alle Rassen identisch. Aufgrund der unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Rassen ist auch das Verhalten in den einzelnen Aufgaben unterschiedlich. Ein Nichtbestehen gibt es nicht, die Durchführung kann jedoch vom Testleiter oder vom Besitzer abgebrochen werden. Ersteres wäre z.B. bei übertriebener Aggressivität oder Ängstlichkeit der Fall. Ebenso kann der Besitzer von Aufgabe 10 (Schussüberprüfung) Abstand nehmen.

Das Team besteht aus dem "Beschreiber", dem "Testleiter" und 2-3 Helfern (den Figuranten). Sämtliche Personen, die mit dem Hund in Kontakt kommen, sind geschult und eingewiesen. Es wird darauf hingewiesen, dass jede Handlung während der Aufgabenphase zum exakten Zeitpunkt bei jedem Hund in gleicher Intensität ausgeführt werden muss. Die Kommunikation zwischen Testleiter und Figuranten erfolgte ausschließlich durch Handzeichen, normalerweise außerhalb des Aufmerksamkeitsbereiches des Hundes. Die Gruppe aus Zuschauern wurde in diesem Fall exakt an bestimmten Plätzen platziert, auch mir als Fotografen wurden meist Plätze angewiesen. Die Zuschauergruppe – in der sich zusätzlich zu einigen Mitgliedern des Brukshundklubben auch unsere Familie sowie Indys Züchterin mit Begleitung befanden – darf dem Hund keinerlei Aufmerksamkeit schenken und muss hilfesuchende Kontaktaufnahme ignorieren. Das fällt einem gerade als Besitzer sehr schwer, wenn der Hund versucht, eine für sich extrem belastende psychische Situation zu bewältigen. Doch so sind die Regeln und wir wussten, was auf uns zukommt.


Die MH besteht aus 10 Aufgaben, die der Hund zu lösen hat. Der Besitzer hat eine begleitende und (nur nach Aufforderung durch den Testleiter) helfende Funktion. Immer wieder wurde klar: der Hund muss agieren, der Besitzer ist und bleibt der Zuschauer am Rande. Bei jeder der Aufgaben wird auf verschiedene Eigenschaften des Hundes geachtet, daher gibt es pro Aufgabe später ca. 5-7 unterschiedliche Ergebnisse. Wer sich diesem Test stellt, dem muss bewusst sein, dass er teilweise aus extremen Provokationen besteht. Einige allgemeine Anmerkungen: Am heutigen Tag übernahm Peter den Part des Hundeführers, ich war Beobachter und Fotograf. Keine der Übungen wurde von uns im Vorfeld mit Indy trainiert. Dies hätte die Charakterbeurteilung verfälscht und ist nicht im Sinne der MH.

Um einen umfassenden Eindruck zu geben, habe ich die Aufgabenstellungen nicht nur aus dem Gedächtnis beschrieben, sondern die Anweisungen des schwedischen Gebrauchshundeklubs sowie die Beurteilungsschlüssel zu Hilfe genommen. Indys Ergebnisse sind fett gedruckt.

Wesensbeschreiber: Tina Utas Wiklund; Testleiter: Mia)

Aufgabe 1 - Zusammenarbeit

Beschreibung des Vermögens, in unterschiedlichen Situationen Kontakt herzustellen und zu beantworten.

Kontaktperson ist der Testleiter. Sofern dieser dem Hund bekannt ist, übernimmt einer der Beschreiber diese Aufgabe.

Der Hund wird (angeleint) vom Hundeführer um die Zuschauergruppe herumgeführt. Der Testleiter steht in 10 m Abstand . Er begrüßt den Hundeführer, spricht den Hund mit Namen an. (Kontakt - Begrüßung). Er übernimmt die Leine und entfernt sich mit dem Hund vom Hundeführer (ca. 10 m). Der Hund wird dabei von ihm angesprochen und motiviert, mitzukommen. Nach 10 m bleibt der Testleiter kurz stehen, lobt den Hund und geht zum Hundeführer zurück, übergibt ihm die Leine. (Kontakt - Zusammenarbeit). Der Testleiter tastet den kompletten Körper des Hundes ab und endet mit der Zahnkontrolle. (Kontakt - Berührung)

Beschrieben werden nach dieser Sequenz drei Punkte:

· Kontaktaufnahme bei der Begrüßung (1. Kontaktverweigerung bis zum Beißversuch/2. Verweigert Kontakt durch Wegdrehen/3. Akzeptiert Kontakt ohne ihn zu beantworten/4. Nimmt selbstständig Kontakt auf oder beantwortet Kontaktaufnahme/5. Übertriebene Kontaktaufnahme)

· Kontakt in der Zusammenarbeit (1. Folgt nicht / 2. Folgt widerwillig / 3. Folgt, orientiert sich aber nicht am TL / 4. Folgt willig dem Testleiter / 5. Folgt willig mit übertriebenem Engagement gegenüber TL)

· Kontakt - Berührung (1. Kontaktverweigerung bis zum Beißversuch / 2. Weicht aus, dreht sich weg oder sucht Schutz beim HF / 3. Akzeptiert Berührungen/ 4. Akzeptiert Berührungen, antwortet mit Kontaktaufnahme / 5. Akzeptiert Berührungen mit übertriebener Kontaktaufnahme)

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Ein Teil der Reaktionen in diesen Übungen sind sicher erziehungsbedingt. Verglichen mit Karhu ist Indy reservierter, das zeigte sich bei den Berührungen durch die Testleiterin. Indy schaut immer erst einmal, mit wem er es zu tun hat und entscheidet dann über Sympathie oder Antipathie. Indy reagierte auf das Fortgehen mit der Testleiterin mit mehrfachem Umdrehen zu Peter, er fand es sichtlich blöd. Als ihm das nicht half, begann er, uns in der Zuschauergruppe mit Blicken zu kontaktieren. Eine mündliche Bestätigung seines Verhaltens (geh' mit o.ä.) war nicht gestattet. Sein Verhalten entsprach hier vollkommen unseren Erwartungen.


Aufgabe 2 - Spiel

Beschreibung der Reaktionen im Spiel mit einem Spielzeug / Beschreibung, ob sich der Hund in ein Zerrspiel mit dem Testleiter einlässt

Verwendet wird ein fremdes Spielzeug. In unserem Fall eine gerollte Fleecedecke, ca. 50 cm lang, ca. 5 cm dick, an beiden Enden geknotet. (Am ehesten mit unserem Tau vergleichbar)

Der HF bekommt das Spielzeug, der Hund wird abgeleint. Der HF wird angewiesen, das Interesse des Hundes zu wecken. Dafür zieht er das Spielzeug zwei Mal mit ruckartigen Bewegungen über den Boden. Das Spielzeug wird zum Testleiter geworfen, der ca. 10 m entfernt steht. Der wirft zurück zum HF und der wieder zum TL. Anschließend wirft der TL es ca 10 m von sich entfernt auf den Boden. Holt der Hund das Spielzeug, soll er es möglichst zum HF zurückbringen.

Das Spiel wird zweimal ausgeführt.

ZERRSPIEL

Der HF übergibt das Spielzeug dem TL. Dieser ermuntert den Hund, es zu greifen. Er hält das Spielzeug an beiden Enden und führt mit dem Hund ein Zerrspiel durch, das max 30 Sek dauert. Hierbei wechselt der TL zwischen aktivem Zerren und passiven Phasen.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz drei Punkte:

· Spiel 1 - Spielfreude (1.Spielt nicht/ 2 Spiel nicht, zeigt aber Interesse/ 3.Beginnt langsam, bleibt aktiv, spielt/ 4.Beginnt sofort, spielt aktiv/ 5. Beginnt extrem schnell, spielt extrem aktiv)

· Spiel 1 - Greifen (1. Greift nicht / 2. Greift nicht, schnüffelt nur am Spielzeug/ 3. Greift zurückhaltend oder mit den Vorderzähnen/ 4. Greift direkt mit ganzer Schnauze / 5. Greift direkt, schüttet Spielzeug)

· Spiel 1 - Greifen und Zerren 1.Greift nicht / 2. Greift verhalten, nimmt auf, aber zerrt nicht / 3. Greift, zieht etwas, lässt aber los / 4. Greift direkt und zieht unbeirrt, bis TL nachgibt / 5. Greift direkt, zieht, ruckt, selbst in den vom TL passiven Phasen.

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Okay, es wird gespielt.. Nach einem Jahr bei uns ist auch für Indy Spielen ein wichtiges Element sowohl in der Freizeit als auch in der Erziehung. Das Spiel mit Fremden ist noch ein wenig im Aufbau. Indy absolvierte die gestellte Aufgabe problemlos und mit viel Energie.

Aufgabe 3 - Verfolgung und Greifen

Beschreibung der Begeisterung, bewegte Objekte zu verfolgen und zu greifen

Für diese Übung ist ein größerer Aufbau notwendig. Ein langes Tau wird über 10 Umlenkrollen im Zickzack bergauf geführt (Gesamtstrecke ca 60m). Am Ende des Taus befindet sich ein 40-50 cm langes Stück Fell (oder ähnliches), das andere Ende führt zu einem Helfer ausserhalb des Sichtbereiches. Der Hund steht (in Windrichtung) ca 20 m von der ersten Rolle entfernt und wird am Halsband festgehalten. Der TL steht kurz dahinter. Der TL muss sicherstellen, dass die volle Aufmerksamkeit des Hundes in Richtung der Rollen gerichtet ist. Auf sein Zeichen wird das Fell den Berg hinauf gezogen. Bei der fünften Rolle lässt der HF auf Zeichen des TL das Halsband los.

Die Übung wird zweimal ausgeführt

.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz zwei Punkte:

· Verfolgung 1. Startet nicht, nicht einmal zur Rolle 2 Bricht Verfolgung vor dem Ziel ab/ 3.Beginnt langsam, verfolgt bis Ende/ 4.Startet schnell, zielgerichtet, bremst am Ziel/ 5. Startet schnell. Läuft am Ziel vorbei, wendet evtl)Gleiches beim 2. Versuch.

· Greifen 1 1. Ignoriert das Ziel bzw springt nicht los / 2. Greift nicht, schnüffelt am Ziel / 3. Greift zurückhaltend oder mit Verzögerung / 4. Greift direkt / 5. Greift direkt, behält Ziel mind 3 Sekunden)

· Greifen 2 1. Ignoriert das Ziel bzw springt nicht los / 2. Greift nicht, schnüffelt am Ziel / 3. Greift zurückhaltend oder mit Verzögerung / 4. Greift direkt / 5. Greift direkt, behält Ziel mind 3 Sekunden)

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Na klar, der brettert los … irgendwie war ich mir sicher, dass es so läuft. Oft genug geht Indy stiften, sobald sich irgend etwas auf einer Wiese bewegt. Für ihn reicht bereits eine Witterung – im Alltag in unserer wildreichen Gegend ein Riesenproblem. Also war schon fast klar, dass er losrennt. Am Ziel angekommen, schaute er es sich an, befand es als wertlos und kehrte ohne Aufforderung zurück. Beim zweiten Start war es noch extremer, da kannte er das „Ding“ ja schon. Es war allerdings kein Fell, sondern ein quietschrosa Teil, das da durch den Wald gezogen wurde.

Aufgabe 4 - Aktivität

Beschreibung des Hundes in einer Situation, in der eine erwartete Aktivität ausbleibt

Der Hund und der Hundeführer begeben sich an einen naturbelassenen Ort (mit Zweigen, Blättern etc), der frei von irgendwelchen störenden Einflüssen ist. Der Hund hat die volle Freiheit der 2-m-Leine. Der HF, die Zuschauer und der TL sind vollkommen ruhig und passiv. Hundeführer und Hund bleiben 3 Minuten in dieser Situation.

Beschrieben wird lediglich ein Punkt:

· Aktivität (1. Unaufmerksam, uninteressiert, inaktiv / 2. Aufmerksam und ruhig, sitzt, steht oder liegt/ 3. Ist aufmerksam und überwiegend ruhig, vereinzelte Aktivitäten 4. Ist aufmerksam mit unterschiedlichen Aktivitäten und Unruhe/ 5. Wechselt schnell zwischen Aktivitäten oder verhält sich während der Übung unruhig.

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Sind drei Minuten lang, wenn man untätig herumsteht. Ich traute mich nicht, zu fotografieren, jede Bewegung hätte in dieser Situation Indys Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Also standen alle stocksteif und still und Indy paßte sich dem an, schnüffelte am Ende mal hier, mal dort, verhielt sich aber völlig ruhig.

Aufgabe 5 - Abstandsspiel

Nun begannen die Aufgaben, die Indy alles abverlangten.

Beschreibung des Vermögens der Zusammenarbeit mit einer fremden Person entfernt vom Hundeführer

Zwei Verstecke auf gerader Linie zum Hund/HF (Entfernung der Verstecke voneinander: 12 Meter). Entfernung dieser gedachten Linie zum Hund: ca. 40 Meter. Der HF hält seinen Hund am Halsband. Eine mit einem farbigen Cape bekleidete Gestalt verlässt das Versteck, läuft in gebeugter Haltung 3 m, bleibt stehen, geht 3 m weiter, dreht sich zum Hund /HF, hockt sich, geht leicht gebeugt weitere 3 m, nimmt die Kapuze ab, richtet sich auf und holt ein Spielzeug hervor. Wirft das in die Luft und springt schnell in das zweite Versteck. Hier nimmt der Figurant schnell das Cape ab. Sobald der Figurant im Versteck 2 verschwunden ist, wird der Hund frei gelassen. Aus dem Versteck lockt er den Hund freundlich. Kommt er nicht, zeigt er sich mit dem Spielzeug und versucht, den Hund auf die Linie zu locken.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz fünf Punkte:

· Abstandsspiel - Interesse (1. Kümmert sich nicht um Figuranten/ 2 Kontrolle, bricht Vorauslaufen ab/ 3.Interessiert, verfolgt Figuranten/ 4. Interessiert, will loslaufen/ 5. Stark interessiert will loslaufen, macht Startversuche)

· Abstandsspiel - Aggression/Drohverhalten (1. Zeigt kein Drohverhalten / 2. Zeigt vereinzelte Drohversuche im ersten Teil / 3. Zeigt vereinzeltes Drohverhalten im ersten und zweiten Teil / 4. Zeigt starkes Drohverhalten im esten Teil / 5. Zeigt starkes Drohverhalten im ersten und zweiten Teil)

· Abstandsspiel - Neugierde (1. Geht nicht zum Figuranten /2. Geht, nachdem Figurant auf der Linie aktiv ist / 3. Geht zum lockenden Figuraten 4. Geht mit unsicherer Körperhaltung oder mit Zeitverzögerung zum Figuranten / 5. Geht direkt zum Figuranten)

· Abstandsspiel - Spielfreude (1. Zeigt kein Interesse / 2. Spielt nicht, zeigt Interesse / 3. Spielt , greift vorsichtig, zerrt nicht / 4. Greift, zerrt, hält nicht fest / 5. Greift sofort, zerrt und lässt nicht los.

· Abstandsspiel - Zusammenarbeit (1. Zeigt kein Interesse / 2. Aktiv, bricht aber ab / 3. Ist aktiv, wenn Figurant aktiv ist /4. Spielt mit aktivem Figuranten, zeigt in passiven Phasen Interesse / 5. Fordert passiven Figuranten zum aktiven Spiel auf.)

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Die erste echte positive Überraschung. Da hatte ich Indy anders eingeschätzt. Doch er fand den verkleideten Figuranten offenbar zunächst recht strange – stand bei Peter und beobachtete, was sich da hinten abspielte. Doch als die Figur das große Tau herausholte, machte er sich auf den Weg. Das hatte ich so – allein auf Grund des Abstandes – nicht unbedingt erwartet. Er spielte, blieb aber in seiner Haltung achtsam.


Aufgabe 6 - Überraschung: der gefürchtete Overall

Diese Aufgabe hat sich bereits herumgesprochen. Eine anspruchsvolle Herausforderung, die auf den Hund wartet. Wir waren gespannt, wie Indy sie lösen wurde.

Getestet wird das Vermögen des Hundes in einer überraschenden Situation, in der er nicht durch eine andere Handlung abgelenkt wird.

Vorbereitet wurde mitten im Wald ein Gerüst. Auf dem Fußboden liegt ein blauer Overall (sogenannter "Blaumann") ohne Kopfteil. Arme und Körper des Overalls werden durch ein Kreuz aus Holz stabil gehalten. Die Beinenden sind auf dem Boden befestigt, damit beim Hochziehen kein Lufthauch ("Flattern" der Beine) entstehen kann. Ein Seil führt vom Overall zu einem der Helfer, der mit einem Ruck den Overall in aufrechte Position bringen und halten kann.

Der Ort muss dem Hund Fluchtmöglichkeiten bieten ohne dass sich dieser verletzen kann.

Auf Anweisung des Testleiters gehen Hundeführer und Hund mit verkürzter Leine in Richtung Overall (der noch am Boden liegt). Wenn der Hund drei Meter vor dem Overall ist, wird dieser mit einem Ruck hochgezogen. Gleichzeitig lässt der Hundeführer die Leine fallen und verhält sich passiv; den Blick Richtung Overall. Ab jetzt gibt es keinerlei Bewegungen - weder vom Publikum noch von Hundeführer, Figurant, Testleiter. Auch der Overall bleibt bewegungslos in der senkrechten Position. Je nach Verhalten des Hundes entscheidet der Testleiter über das weitere Vorgehen.

Die für den Hund provozierende und erschreckende Situation muss unbedingt korrekt wieder aufgelöst werden. Um dies zu erreichen, muss der Hund Kontakt zum Overall aufnehmen, was er eventuell selbstständig tut. Zeigt er ein anderes Verhalten, nähert sich der HF (nach Aufforderung) dem Overall - zunächst auf halber Strecke. Dort verharrt er wieder. Ignoriert der Hund die Bewegung, stellt sich der HF vor den Overall (nach Anweisung), ohne diesen zu berühren. In der nächsten Phase hockt er sich und lockt den Hund her. Jede Phase ist mit 15 Sek festgelegt.

Anschließend gehen Hundeführer und Hund zweimal am Overall vorbei, wobei der Hund zwischen Overall und HF zu führen ist und die Leine locker durchhängt.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz erneut fünf Punkte:

· Überraschung - Erschrecken (1. Bleibt nicht stehen oder stoppt kurz/ 2 Duckt sich und bleibt stehen/ 3.Ausweichmanöver ohne den Blick abzuwenden/ 4. Flucht, max 5 Meter/ 5. Flucht weiter als 5 Meter)

· Überraschung - Drohverhalten/Agressivität (1. Zeigt kein Drohverhalten / 2. Zeigt vereinzeltes Drohverhalten / 3. Zeigt über längere Zeit andauerndes Drohverhalten / 4. Zeigt starkes Drohverhalten, attackiert etwas / 5. Zeigt Drohverhalten und attackiert bis hin zum Beißen

· Überraschung - Neugierde (1. Geht zum Overall als er am Boden liegt/ geht nicht zum Overall /2. Geht, als HF vor Overall hockt und ihn lockt / 3. Geht, als HF direkt vor dem Overall steht 4. Geht, als HF auf halber Strecke vor dem Overall steht / 5. Geht direkt zum Overall ohne Hilfe

· Überraschung - Anhaltende Angst 1.Keine Tempoveränderung oder Ausweichmanöver / 2. Kleiner Bogen oder Tempoveränderung / 3. Bogen oder Tempoveränderung beim 1. Vorbeigehen, leichtes usweichen bei 2. Passage / 4. Ausweichen oder Tempowechsel bei beiden Passagen ohne Veränderung / 5. Zeigt unverändert große Angst bei allen Passagen.

· Überraschung - Anhaltendes Interesse 1. Zeigt kein Interesse / 2. Bleibt stehen, schaut 1x zum Overall / 3. Bleibt stehen und schaut mind 2 x zum Overall / 4. Beißt in Overall oder spielt damit, Interesse danach gemindert / 5. Beißt in Overall oder spielt damit bei mind. 2 Passagen

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Für mich war dies nicht die schwierigste Übung, die "Gespenster" (Übung 8) bedeutete m.E. noch eine Steigerung der Provokation. Erneut meisterte Indy die Aufgabe sehr sicher. Er erschreckte sich, drohte, hielt Abstand. Nun musste er damit klarkommen, dass er keinerlei Unterstützung von Peter erhielt. Er musste die Situation allein bewältigen, eine enorme Herausforderung für einen Hund – vor allem für einen Junghund in der Entwicklung. Indy bellte empört über längere Zeit, behielt den Overall aus der Entfernung im Blick. Sobald Peter sich (auf Anweisung vom TL) bewegte, reagierte er darauf und näherte sich ebenfalls, jedoch nie weiter als Peter. Als dieser direkt vor dem Overall stand und mit ihm redete, fuhr auch Indy herunter und beschnüffelte den Overall. Beim anschließenden wiederholten Passieren des Overalls (um die Situation komplett aufzulösen) zeigte er kein Ausweichen und keine weitere Regung. Perfekt gemeistert. Sicher ist diese Übung beeindruckend und aussagekräftig, sofern sie korrekt und fachgerecht durchgeführt wird. Gerade bei dieser Aufgabe schaute der Testleiter akribisch auf exaktes Timing und exaktes Verhalten des Hundeführers. Auch die Auflösung der Situation dürfte gerade bei zurückhaltenden oder gar ängstlichen Hunden sehr viel Fingerspitzengefühl und Fachwissen erfordern. Immerhin folgen noch drei weitere Übungen mit Extremsituationen.

Aufgabe 7 - Lärmempfindlichkeit

Beschreibung der Reaktion bei überraschend auftretendem Lärm

"Skramlet" heißt die Lärmquelle, die unsere Steinkanister, Motorsägen, Glocken usw locker in den Schatten stellt. Das Teil hat eine Länge von 1 - 1,5 Metern. In einem Holzrahmen befinden sich Metallrollen. Über diese werden mittels Seil gleichzeitig diverse Gegenstände geführt, was ein höllisches metallenes, klapperndes Geräusch ergibt. (für ca. 3 sek)

Der HF geht mit an kurzer Leine geführtem Hund an der Schrammel vorbei. Dieses ist für den Hund nicht sichtbar, da es aus Wegrichtung mit Ästen getarnt ist. Da das Gerät aus der Ferne (mittels Seil) bedient wird, kommt das Geräusch für den Hund vollkommen unerwartet und überraschend. In dem Moment, in dem das Geräusch ertönt, lässt der HF die Leine los und wendet sich passiv mit dem Gesicht zur Geräuschquelle. Der Hund ist erneut auf sich allein gestellt.

Je nach Reaktion des Hundes weist der TL das weitere Vorgehen an. Entsprechend der Overallübung soll der Hund Kontakt mit der Geräuschquelle aufnehmen . Macht er es nicht selbstständig, nähert sich der HF in zwei Schritten der Quelle, Im dritten Schritt hockt er sich und lockt den Hund. Abschließend gehen Hund und HF an langer, durchhängender Leine noch zweimal an der "Schammel"vorbei.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz vier Punkte:

· Lärmempfindlichkeit - Erschrecken Bleibt nicht stehen oder stoppt kurz/ 2 Duckt sich und bleibt stehen/ 3.Ausweichmanöver ohne den Blick abzuwenden/ 4. Flucht, max 5 Meter/ 5. Flucht weiter als 5 Meter)

· Lärmempfindlichkeit - Neugierde 1. Geht nicht zur Lärmquelle / 2. Geht, als HF hockt und ihn lockt / 3. Geht, als HF direkt vor der Lärmquelle steht 4. Geht, als HF auf halber Strecke vor der Lärmquelle steht / 5. Geht ohne Hilfe direkt zur Lärmquelle

· Lärmempfindlichkeit - anhaltende Angst 1.Keine Tempoveränderung oder Ausweichmanöver / 2. Kleiner Bogen oder Tempoveränderung / 3. Bogen oder Tempoveränderung beim 1. Vorbeigehen, leichtes usweichen bei 2. Passage / 4. Ausweichen oder Tempowechsel bei beiden Passagen ohne Veränderung / 5. Zeigt unverändert große Angst bei allen Passagen

· Überraschung - Anhaltendes Interesse 1. Zeigt kein Interesse 2 Bleibt stehen, schaut 1x zu Lärmquelle / 3. Bleibt stehen und schaut mind 2 x / 4. Beißt in Schrammel oder spielt damit, Interesse danach gemindert / 5. Beißt in Schrammel oder spielt damit bei mind. 2 Passagen

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Das Teil war nicht gut genug getarnt. Inzwischen war Indy in einer Art Hab-Acht-Stellung. Er hatte das Teil definitiv vorher gesehen und schaltete sofort auf Vorsicht. Indy ist von Natur aus ein sehr vorsichtiger Hund - nicht ängstlich, aber in der Lage, ungewöhnliche Situationen zu erkennen. Dann reagiert er abwartend-neugierig. Auch hier erwartete er etwas. Das Geräusch war SO laut und heftig, dass er sich trotzdem erschreckte und auswich. Indy ist recht geräuschunempfindlich, aber dieser Lärm besteht aus mehreren Quellen und ist kein Alltagsgeräusch. Indy wich aus, dann siegte die Neugierde. Bei den folgenden Passagen war für mich (im Gegensatz zum Wesensbeschreiber) Skepsis zu erkennen. Er schaute hinüber und erwartete ein erneutes Geräusch, wich aber nicht von der Wegstrecke ab.

Für lärmempfindliche und durch Geräusche zu beeindruckende Hunde ist auch diese Aufgabe sicher nicht "ohne". Auch hier wurde auf exaktes Timing geachtet sowie anschließend darauf geachtet, dass der Hund den Moment gut verarbeitet hatte.




Aufgabe 8 - Geister

Dies ist die meiner Meinung nach größte Provokation des Hundes. Bei Indy machten sich jetzt erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Die vorangehenden Übungen forderten ihren Tribut, doch drei Aufgaben gab es noch. Es gab wenig Zeit zum „Durchatmen“. Die Figuranten hatten sich in Windeseile umgezogen. Da mir die Übung bereits bekannt war, erwartete ich ein anhaltendes Drohverhalten / Bellen von Indy, jedoch keinesfalls einen Angriff.

Beschreibung des Hundes in einer Situation, in der sich ihm bedrohliche Objekte langsam nähern

Zwei Figuranten verkleiden sich als Geister. Die Kleidung ist dreiteilig, besteht aus einem bis zum Boden reichenden weißen Gewand, einem Oberteil und einem Kopfteil, das leicht abnehmbar sein muss. Das "Gesicht" besteht aus zwei Augenöffnungen und einem geraden schwarzen Strich als "Mund".

Die Umgebung soll offenes, gerades Gelände sein, in dem der Hund die Geister schnell wahrnehmen kann. Die Geister befinden sich im Abstand von 25 Meter voneinander, der Abstand zum Hund/HF (Leine hängt locker durch) beträgt jeweils ca. 20 Meter. Der Testleiter steht hinter dem Hundeführer außerhalb des Sichtbereiches des Hundes. Mittels Sichtzeichen weist er (abhängig von der Reaktion des Hundes) den rechten oder linken Geist - oder beide - an, sich vorwärts zu bewegen. Sie bewegen sich langsam bis schleichend. Die Geister nähern sich dem Hund bis auf 4 Meter. Dann drehen sie sich auf ein Zeichen des Testleiters um, schauen vom Hund weg. Die Leine wird gelöst, die Geister lassen die Hände sinken, so dass der Hund Kontakt aufnehmen kann. Der Hund wählt normalerweise einen Geist, den er untersuchen möchte. Der HF geht zwei Meter auf den vom Hund ausgewählten Geist zu und wartet. Im nächsten Schritt geht er um den Geist herum, stellt sich ihm gegenüber und spricht den Geist an. Der Hund wird vom HF heran gelockt. Der HF nimmt das Kopfteil des Geistes ab und setzt das Gespräch fort. Der Figurant bietet dem Hund für 15 Sekunden Kontaktmöglichkeit in stehender Stellung an.

Hat der Hund den Geist begrüßt, folgt die Auflösung der Situation mit dem zweiten Geist. Falls der Figurant keinen Kontakt zum Hund aufnehmen kann, demaskieren sich die Geister und machen mit Hund und HF einen kurzen Spaziergang.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz fünf Punkte:

· Geist - Drohung und Aggressivität 1. Zeigt kein Drohverhalten / 2. Zeigt vereinzeltes Drohverhalten / 3. Zeigt längere Zeit anhaltendes Drohverhalten / 4. Zeigt anhaltendes Drohverhalten, attackiert / 5. Zeigt Drohverhalten mit mehreren Attacken

· Geist - Kontrolle 1. Kaum Kontrolle, danach kein Interesse, unbeteiligt / 2. Schaut hin und wieder zu den Geistern / 3. Kontrolliert und handelt gegenüber Geistern, z.B. halbe Strecke gegenüber beiden oder gesamte Strecke gegenüber einem mit kurzen Unterbrechungen / 4. Kontrolliert beide Geister mit kurzen Unterbrechungen / 5. Kontrolliert über die gesamte Zeit beide Geister.

· Geist - Angst 1. Hält sich vor oder an der Seite des HF auf / 2. Hält sich hauptsächlich vor oder an der Seite des HF auf. / 3. Hält sich hauptsächlich vor oder an der Seite des HF auf, wechselt zwischen Fluchttendenz und Kontrolle / 4. Hält sich hauptsächlich hinter dem HF auf, wechselt zwischen Fluchttendenz und Kontrolle / 5. Hält sich am Ende der Leine auf, oder verlässt den Platz, flüchtet.

· Geist - Neugierde 1. Geht zum Geist, nachdem HF das Kopfteil abgenommen hat oder geht gar nicht / 2. Geht zum Geist, als der HF mit ihm spricht und Hund lockt / 3. Geht zum Geist, als HF ihm gegenüber steht / 4. Geht zum Geist als HF auf halber Strecke zum Geist steht / 5. Geht ohne Hilfe zum Geist

· Geist - Kontaktaufnahme mit Figurant in Geisterkleidung 1. Weist ab oder vermeidet Kontaktversuch, nimmt keinen Kontakt auf / 2. Akzeptiert Kontakt ohne ihn zu beantworten / 3. Beantwortet Kontakt des Figuranten / 4. Nimmt selbst Kontakt zu Figuranten auf / 5. Nimmt intensiven Kontakt auf, d.h. springt an etc

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Bereits beim Erblicken der Geister war Stress bei Indy zu erkennen. Er regte sich auf, fand diese Gestalten richtig gruselig. Dass sich ihm diese näherten, war für ihn in seiner jetzigen Verfassung fast schon zu viel. Er blieb auf Peters Höhe, erwartete sichtlich Unterstützung, die erneut ausblieb. Danach wich er für einen kurzen Moment zurück und wandte sich den duftenden Waldkräutern zu, um sofort wieder an Peters Seite zurückzukehren. Blickkontakt zu mir, Malin und Lilja - nein, auch wir durften leider nicht helfen. Auch diese Aufgabe musste er allein lösen. Als Peter den Abstand zu den Geistern verkürzte, d.h auf sie zuging, zeigte Indy sich irrtiert. Er folgte, bellte aber weiterhin, als wolle er Peter warnen. Die Entscheidung des Wesensprüfers, die Auflösung der Übung beim linken Geist zu beginnen, war im nachhinein gesehen etwas unglücklich. Diesem begegnete Indy weitaus skeptischer als dem rechten. Nachdem der Geist demaskiert war und Peters sich mit ihm unterhielt, näherte Indy sich vorsichtig und nahm Kontakt auf. Die Kontaktaufnahme zum rechten Geist erfolgte sehr viel schneller und völlig unkompliziert. Für mich war Indys Stress jetzt deutlich erkennbar. Die kurze Abfolge der Übungen forderten ihn - Ruhephasen wurden ihm nicht gestattet. Am schwersten fiel es, ihn nicht zu unterstützen, obwohl er immer wieder mit Blicken darum bat.

Wie ich bereits beim Overall schrieb, finde ich diese Übung weitaus provozierender. Der Overall beinhaltet eine Schrecksekunde, danach ist und bleibt alles friedlich. Die Geister stellen eine vermeintliche Bedrohung dar, die sich von zwei Seiten auf den Hund zu bewegen. Die Bezugsperson des Hundes ist für ihn keine Hilfe, da sie sich vollkommen neutral verhält und keinerlei Hinweis geben darf. Ein "alles gut", das Indy klar sagt, es besteht keine Gefahr, musste ausbleiben. Auch hier hängt viel vom Testleiter ab, der den Hund einschätzen und den Überblick behalten muss. Allerdings kann man sehr umfangreiche Schlüsse aus dem Verhalten des Hundes ziehen: steht er vor dem Hundeführer oder sucht er Schutz? Wie groß ist das Vertrauen zum Hundeführer, vertraut der Hund dessen Schutz oder flüchtet er? Gibt er sich selbstbewusst? Wie löst er die Situation, wenn die vermeintliche Bedrohung nicht mehr gegeben ist und sich die Maskierten als freundlich Gesinnte herausstellen?





Aufgabe 9 - Spiel 2

Die Reaktion des Hundes beim gleichen Spiel wie zu Anfang wird beschrieben und beobachtet, ob und wie sich das Verhalten durch die Tests verändert haben

Das gleiche Spielzeug wie bei Spiel 1 wird verwendet. Der HF wirf das Spielzeug zum TL, der wirft zurück und der HF wieder zum TL. Der wirft es dann ca. 10 m von sich weg. Der Hund soll es zum HF zurück bringen, locken und Anweisungen sind zulässig.

Anschließend folgt ein Zerrspiel.

Beschrieben werden nach dieser Sequenz zwei Punkte:

· Spiel 1 - Spielfreude (1.Spielt nicht/ 2 Spiel nicht, zeigt aber Interesse/ 3.Beginnt langsam, bleibt aktiv, spielt/ 4.Beginnt sofort, spielt aktiv/ 5. Beginnt extrem schnell, spielt extrem aktiv)

· Spiel 1 - Greifen (2. Greift nicht / 2. Greift nicht, schnüffelt nur am Spielzeug/ 3. Greift zurückhaltend oder mit den Vorderzähnen/ 4. Greift direkt mit ganzer Schnauze / 5. Greift direkt, schüttet Spielzeug

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Die letzte Übung hatte ihm erneut einiges abverlangt. Das Spiel hatte seinen Reiz, aber Indy zeigte sich erschöpft. Er spielte, spielte auch mit dem Testleiter. Aber verhaltener als zu Beginn. Auch hier kam Indys typischer Charakter deutlich zum Vorschein. Nach diesen Erfahrungen blieb er selbst in einer bekannten Situation vorsichtig. Diese Übung geht direkt in Aufgabe 10, die Schußüberprüfung über. Hatte ich gedacht, jetzt ist es überstanden, so hatte ich Indys Überforderung unterschätzt.






Aufgabe 10 Schußüberprüfung

Beschrieben wird die Reaktion des Hundes während der Abgabe eines Schusses. Der Hund ist dabei sowohl in Aktivität (Spiel) als auch passiv. Das Spiel erfolgt mit dem HF.

Die Schussabgabe erfolgt mit einem 9 mm Revolver. Es werden vier Schüsse abgegeben, zwei während des Spiels mit dem Spielzeug aus Spiel 2 mit dem HF (unangeleint), zwei nach dem Spiel. Hierbei steht der Hund mit durchhängender Leine frei neben dem HF. Zeitintervall: 10 Sekunden. Der schussabgebende Figurant steht 20 m entfernt außerhalb des Sichtbereiches und handelt auf Sichtzeichen des Testleiters.

Nach der Schussabgabe wird die Übung mit einem weiteren Spiel abgeschlossen.

· Schussabgabe: 1. Zeigt keine Reaktion. Schnelle Kontrolle oder komplette Unberührtheit / 2. Beeindruckt beim Spiel oder in der Passivität, danach unberührt / 3. Richtet Interesse zum Schützen, Publikum o.ä. wendet sich zum Spiel zurück / 4. Bricht Spiel/Passivität ab. Löst sich zum Publikum/Schützen, spielt nicht weiter / 5. Beeindruckt, verängstigt.

Mein persönlicher Eindruck zu dieser Übung: Es ging einfach nicht mehr. Obwohl wir in einer Gegend leben, in der gejagt wird, obwohl Indy auch beim Schuss-Training völlig gleichgültig reagierte, unterbrach er beim Schuß das Spiel und zeigte sich beeindruckt. Die Fortsetzung des Spieles gestaltete sich schwierig, doch es sollten noch drei Schüsse folgen. Indy wirkte irritiert und überfordert. Die Wesensbeschreiberin fragte mich, ob die Übung weitergeführt werden solle. Jetzt galt es, die Belastungsgrenze unseres jungen Hundes nicht zu überschreiten. Auf meinen Wunsch hin tauschten wir zunächst das Spielzeug gegen seinen Lieblingsball aus. Damit war wieder ein Spiel möglich, doch Indy zeigte beim zweiten Schuss ebenfalls Unsicherheiten. An dieser Stelle galt es abzuwägen, die MH auf Biegen oder Brechen zum Ende zu bringen oder zu stoppen, um nicht womöglich eine Schußempfindlichkeit zu provozieren. Eine Absprache mit Peter war an dieser Stelle nicht mögilch, da er die Situation aktiv erlebte und nicht nur beobachtete.

Ich entschied mich für den Abbruch nach dem 2. Schuss. Eine riskante Entscheidung, da damit der anerkannte Mentalstatus in Frage stand. Dennoch erschien es in diesem Moment richtig, um Indy nicht durch weitere Schüsse zu belasten. Die Wesensbeschreiberin zeigte Verständnis und beendete die MH, indem sie Peter bat, erneut mit Indy zu spielen. Der war mit dem Thema endgültig durch und ging auf die Spielaufforderung nur sehr zögernd ein.

Es folgte die Schlußbesprechung, in der die Beendigung durch mich noch einmal zur Sprache kam. Die Leiterin erkannte Indy den Mentalstatus zu, da sie der Meinung war, der Hund hätte die Aufgabe ohne die vorhergehenden Situationen sicher meistern können. Ein sehr junger Hund dieser schweren Prüfung zu stellen, ist eine besondere Herausforderung, die Indy eindrucksvoll löste. Er wird im SKK nun als mental känd geführt, die Ergebnisse der Prüfung werden auf der Homepage des SKK unter Indys Daten aufgeführt.

Indy 2017 und Karhu 2010

Natürlich liegt ein Vergleich der beiden MH Ergebnisse nahe. Allein das Alter macht einen riesigen Unterschied, Karhu war 8 Jahre alt, als er in Bjuv die MH absolvierte, ein sicherer, fest im Leben stehender Hund, der die Prüfung bis zum Ende als Spiel ansah – und somit die abschließende Spielsequenz ebenso sicher absolvierte. Indy ist ein Junghund, 19 Monate alt. Es liegt nahe, ihn in 2-3 Jahren nochmals dieser Herausforderung zu stellen, sofern sich die Gelegenheit ergibt.

Fotos und Text: Gaby von Döllen. Sämtliche Fotos unterliegen dem Copyright. Kopie und Verwendung nur mit unserer schriftlichen Erlaubnis. September 2017 Photo and text copyright: Gaby von Döllen. Copy and use is only allowed with our permission.