Die langjährigen Bemühungen um die Anerkennung der Rasse "Weißer Schweizer Schäferhund" haben nun endlich ein erfolgreiches Ende gefunden.
Am 4. Juli 2011 wurde die Rasse "Berger Blanc Suisse" von der FCI als eigenständige Rasse endgültig aufgenommen. Für Insider nicht unerwartet, für viele aber sicherlich überraschend früh, erfolgte somit die Aufnahme der "Weißen" in die "offizielle Kynologie". Praktisch wird sich nicht viel ändern, die Regeln der FCI sind nach wie vor gültig und für alle Mitgliedsvereine verbindlich.
Ändern wird sich etwas im Ausstellungswesen: hier darf zukünftig (erstmalig auf der Weltsiegerausstellung 2011 in Paris) das CACIB, die Anwartschaft für den Internationalen Schönheitschampion vergeben werden. Ab sofort ist somit das "Rennen" um den ersten internationalen Champion eröffnet. Ob dies eine weitere Verschärfung des Ausstellungswettbewerbs nach sich zieht und aus den Weißen Schweizer Schäferhunden "Showhunde" gemacht werden, wird die Zukunft zeigen.
Die Rasse "Berger Blanc Suisse" wird weiterhin unter dem Patronat der Schweiz stehen. Damit obliegt der schweizerischen GWS (Gesellschaft Weiße Schäferhunde Schweiz) die Überwachung der Rasseentwicklung. Soweit dies denn möglich ist. Bereits die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Aufgabe kein leichtes Unterfangen ist, denn oft überwiegen nationale (Vereins/Züchter)interessen. Klare Vorgaben der FCI (z.B. in puncto Nicht-Zuchtverwendung von Hunden mit farbigen Ahnen) werden von Züchtern und Vereinen ignoriert und von den nationalen Kennelklubs werde diese Vorgehen viel zu oft toleriert. Leidtragende sind die Vereine, die korrekt arbeiten, denn diesen wird die Arbeit (und der Kontrollaufwand) extrem erschwert. Dieses Thema wird nach der endgültigen Anerkennung hoffentlich keine neue, negative Aktualität erhalten.
International hat die Schweiz vor einigen Jahren die FBBSI ins Leben gerufen. Unter Schweizer Vorsitz sind von Anfang an der ungarische Verein sowie der deutsche BVWS e.V. dabei. Inzwischen zählt auch Italien zu den Mitgliedsländern, ebenso wie einige einzelne Züchtergemeinschaften. Ziel der FBBSI ist es, gemeinsam an der Rasseentwicklung zu arbeiten. Neben den Ausstellungen, die mittlerweile hohe Anerkennung genießen werden auf den jährlichen Versammlungen Arbeitsgruppen gebildet, die sich unterschiedlichen Themengebieten (z.B. Wesensprofil, z.B. national unterschiedliche HD/ED Vorgaben/Auswertungen etc) annehmen.
In Deutschland sind weiterhin der BVWS e.V. (Bundesverein für Weiße Schäferhunde in Deutschland) und der RWS e.V. (Rassezuchtverein für Weiße Schweizer Schäferhunde e.V.) Mitgliedsvereine des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) und somit die einzigen Vereine, FCI-Ahnentafeln ausgeben dürfen. Beide Vereine erlangten bereits die endgültige Mitgliedschaft im VDH.
Als die Nachricht der Anerkennung heute veröffentlicht wurde, bedeutete dies -vermutlich nicht nur für uns- eine große Erleichterung. Es war der letzte Schritt eines Weges, auf dem wir die Rasse (gedanklich, in vielen Bereichen aber auch aktiv) begleitet haben. Er führte vom Negativimage und Verachtung in den 90ern über die vielen nationalen Anerkennungen und Rückschläge in Deutschland hin zur vorläufigen Anerkennung 2003. Diese brachte viele Veränderungen mit sich - positive wie negative. Die Rasse rückte ins Rampenlicht, bekam öffentliches Interesse, manche meinen, mehr als ihr gut tut.
Eine Rasse, die viele Jahre ein Schattendasein führte und deren Zucht relativ unbehelligt vonstatten ging. Wer "groß ins Zuchtgeschehen einsteigen" wollte, tat dies nicht mit Weißen Schäferhunden. Keine "offiziellen" Papiere, kein internationales Auftreten, keine anerkannten Lorbeeren, die es zu ernten gab. Klein, übersichtlich, familiär ... wer sich noch daran erinnern kann, denkt vielleicht sogar wehmütig an die "gute alte Zeit" zurück. Dennoch war das Ziel immer die Aufnahme in die internationale Gemeinschaft. Auch Martin Faustmann hoffte bereits auf "Anerkennung" dieser tollen Hunde, die Besitzer hatten mit Vorurteilen und oft auch mit "Platzverweisen" zu kämpfen. Es war eine eingeschworene Gemeinschaft, die allen Widerständen trotzte und hartnäckig auf ein Ziel zuarbeitete: die Aufnahme in den nationalen Kennelklub bzw in die internationale FCI.
Engagierte Züchter, Vereine und deren Mitglieder sowie Besitzer haben jahrzehntelang an das Potential der Rasse geglaubt. Sie haben mit sinnvollen Richtlinien eine Zucht ermöglicht, die Weiße Schäferhunde hervorgebracht hat, die nun internationales Ansehen genießen. All denjenigen, die sich engagiert haben und sich von Rückschlägen nicht entmutigen liessen, sollten wir heute danken. Man kann sie gar nicht alle aufzählen, Zuchthunde und -linien kamen und gingen, aber jeder einzelne Hund, jeder einzelne Züchter, Richter, FUnktionär haben ihren kleinen Teil dazu beigetragen. Ein großes Dankeschön geht an die Schweiz, denn die GWS und die SKG waren bereit, den Weißen SChäferhunden einmal mehr eine Heimat zu geben. Sie haben mit der sprichwörtlichen Schweizer Gelassenheit und Neutralität in Ruhe die notwendige Arbeit getan. Das war nicht immer einfach; Danke, dass Ihr durchgehalten habt!Oft bleibt, wenn so etwas passiert, ein riesiges Fragezeichen. Und nun?
Die Arbeit ist damit nicht erledigt. Es gilt, einen Weg fortzusetzen, der nicht minder steinig sein wird. Der Kommerz hat Einzug erhalten, das Tauziehen um die Rasseausrichtung ist nicht beendet. Was soll aus dem Weißen Schäferhund werden? Ein Allrounder? (Ein Hund, der alles kann - geht das überhaupt?)Eine Showgröße? Ein Leistungshund? Von jedem ein bißchen? Die Meinungen gehen bereits jetzt weit auseinander. Während einige Züchter verzweifelt versuchen, den Weißen Schäferhund als Familienhund zu erhalten, wird er in einigen Ländern bereits als Top-Gebrauchshund gehandelt. Daneben könnte die natürliche Schönheit dieser Hunde ein weiteres Problem darstellen: der Weg ins "Showgeschäft" wird von einigen Züchtern bereits heute groß propagiert.
Die jetzige Situation erfordert von Verantwortlichen, aber auch insbesondere von Züchtern und Deckrüdenbesitzern sehr viel Verantwortungsbewußtsein und vorausschauendes Handeln. Leider macht man sich gerade mit dieser Handlungsweise nicht immer Freunde, denn sie beinhaltet auch negative und kostenträchtige Entscheidungen. Der Slogan "Zum Wohle der Rasse" darf nicht zur Floskel verkommen!
(Juli 2011)
Wer sich nicht mit der Materie befaßt, mag sich anhand der Jubelschreie gefragt haben, was hier Besonderes passiert sei. Hier ein kleiner chronologischer Rückblick auf die Entwicklung der Rasse "Weißer (Schweizer) Schäferhund:
Die Rasse wird seit über 20 Jahren in Deutschland gezüchtet. Doch bis Anfang 2003 stand sie im Abseits, da die "offizielle Kynologie" von einer Anerkennung einer neuen Rasse nichts wissen wollte. Viele Versuche wurden in alle möglichen Richtungen unternommen und ebensoviele Versuche scheiterten. Was im Ausland auf nationaler Ebene Erfolg hatte, scheiterte in Deutschland.
Wenn nun im Zusammenhang mit unseren Hunden vor dem Jahr 2003 von "FCI-Papieren" die Rede war, so handelte es sich nicht um Papiere, die die FCI ausgegeben hatte. Sondern es waren Papiere, die ein der FCI angeschlossener Mitgliedsverein ausgestellt hatte. Dies war in den Ländern möglich, die die Rasse VOR 2003 -NATIONAL- anerkannt hatte.
Und damit sind wir mitten im Thema. Denn es ist zu unterscheiden zwischen einer NATIONALEN Anerkennung und der generellen Anerkennung der Rasse durch die FCI.
In den einzelnen Ländern zeichneten sich fast durchweg strittige Situationen ab. Ein Verein als Mitgliedsverein mit "anerkannten" Hunden, die übrigen als Dissidenzvereine mit "zweitklassigen" Hunden. "Zweitklassig" allerdings erst ab dem Zeitpunkt der nationalen Anerkennung. In einigen Ländern führte dies zu massiven Zerwürfnissen. Streitigkeiten zwischen den Vereinen sind kein rein deutsches und auch kein rassespezifisches Problem.
Die nationalen Anerkennungen, die teilweise in sehr kurzem Zeitabstand Zug um Zug folgten, setzten Zeichen. Jeder nationale Verband hatte vor seiner Anerkennung zu prüfen, ob sich die Weißen Schäferhunde tatsächlich zu einer eigenständigen Rasse entwickelt hatten, die die Basis zu einer neuen Rasse bietet. Nach und nach kamen die einzelnen Länder zu der Erkenntnis, dass dies der Fall sei. Eine solche Entwicklung konnte der FCI als übergeordnetem Organ nicht verborgen bleiben.
Fatal war hierbei, dass Deutschland mit die größte Population Weißer Schäferhunde hatte, diese Hunde aber nur sehr bedingt in anderen Ländern eingesetzt werden konnten. Deutschland war mehr oder weniger ein weißer Fleck und es war nicht möglich, dieses aus eigener Kraft zu ändern. Deutschland hoffte auf die Hilfe und den Druck aus dem Ausland.
Die einzige Möglichkeit, Deutschland und seine Zucht zu integrieren, war die generelle Anerkennung durch die FCI.
"Warum nicht gleich?" könnte man sich nun fragen. Die Voraussetzungen für eine solche FCI Anerkennung sind ungleich komplizierter und schwerer zu erfüllen als teilweise die nationalen Anerkennungen. Es mussten Populationen erfaßt, kynologische Gutachten vorgelegt und vor allem 8 unabhängige Blutlinien angegeben werden. Letzteres schien das größte Problem zu sein, da es keine gemeinsame Datenbank aller Hunde gab und gibt. D.h. jedes Land hatte seine Zuchtbücher, teilweise auf mehrere - zerstrittene - Vereine verteilt. Hinzu kamen sprachliche Barrieren zwischen den Ländern, so dass es naheliegend war, zunächst nur im nationalen Bereich zu agieren, der für viele Länder vollkommen ausreichend war.
Dennoch wurden die Rufe nach einer "Anerkennung" immer lauter. Deutschland, das ein massives Interesse an der Anerkennung hatte, konnte wieder nur hoffen: ein Antrag muss von einem Mitgliedsverein der FCI gestellt werden. D.h. selbst wenn sich ein Verein gefunden hätte, der das Ganze in die Hände nimmt, hätte der VDH hilfreich zur Seite stehen müssen.
Die Schweiz war schließlich das Land, das die Zügel in die Hand nahm. Eine bessere Entscheidung hätte es wohl kaum geben können. Die erste nationale Anerkennung war die Schweizerische. Die ersten Hunde, die nach Europa zurück kamen, wurden in der Schweiz heimisch. Und: seit mehr als 10 Jahren engagiert sich die GWS (Gesellschaft für Weißer Schäferhunde Schweiz) für die Rasse und hegt enge Beziehungen zur SKG (Schweizer Kynologische Gesellschaft). In dieser Verbindung konnten mit internationaler Hilfe die Daten für den Antrag gesammelt und zusammen gestellt werden.
Der Antrag wurde im Herbst 2001 eingereicht und im Mai 2002 abgestimmt. Eine Annahme des Antrags wurde erreicht, nachdem einige Kompromisse gefunden wurden. Der wichtigste Hintergrund dürfte sein, dass sich diese neue Rasse klar von den Deutschen Schäferhunden abgrenzt und mit diesen nicht mehr in Verbindung gebracht werden kann.
Das bedeutet: Die Rassegeschichte beginnt mit dem Import von Lobo und Lilac. Der Rasseursprung ist in der Schweiz.
Die Standardsprache ist Französisch und demzufolge der Rassename ebenfalls. Dieser wird geändert in "BERGER BLANC SUISSE", übersetzt: Weißer Schweizer Schäferhund. Je nach Nation ist einmal die eine, einmal die andere Bezeichnung geläufig. Ebenso die Abkürzungen BBS und WSS.
Auf Grund dieser notwendigen Veränderungen konnte der Antrag im Mai 2002 noch nicht sofort "durchgehen", sondern es mussten Änderungen gemacht werden, die der Standardkommission nochmals Ende 2002 vorgelegt wurden. Im Dezember 2002 wurde die Rasse nunmehr endgültig per 01.01.2003 als neue Rasse anerkannt, bekam eine Standardnummer und wird fortan ihren festen Platz in der Kynologie haben. Der Weiße Schweizer Schäferhund wird in der Gruppe 1 geführt, gilt aber nicht als Arbeitsrasse.
In vielen Ländern änderte sich nicht viel, die nationale Anerkennung war bereits erfolgt, da änderte die internationale nur wenig an den geltenden Bestimmungen. Jedoch zeigte sich, dass die Ahnentafeln, die bisher ausgestellt wurden, teilweise ersetzt bzw. ergänzt werden mußten. Heute sind diese Dinge bereits Routine und internationale Ver- und Einkäufe üblich.
Zwei Vereine aus Deutschland machten sich sofort nach Bekanntwerden daran, einen Antrag auf Mitgliedschaft im VDH einzureichen. Obwohl Satzungen geändert, Blutlinien gesucht und neue Richtlinien auf den Weg gebracht werden mussten, lagen dem VDH innerhalb kürzester Zeit zwei Anträge auf Mitgliedschaft vor. Das war Anfang 2003. Verbunden mit dem Antrag war zunächst eine Zuchtsperre für die Zeit der Antragstellung. Ein harter Brocken für die Züchter und auch die Vereine, deren Struktur auf Ausstellungen und Zuchtwesen ausgerichtet war. Auf Antrag wurde die Zucht dann auf VDH - Basis im Frühjahr 2003 frei gegeben. Das bedeutete für die Züchter, dass sie ihre Hunde auf einer VDH-Ausstellung registrieren lassen, Zwingerschutz im VDH beantragen und nach den Richtlinien des VDH züchten mussten. Das Zuchtbuch für diese Würfe übernahm der VDH.
Mit den Anträgen passierte eine lange Zeit gar nichts. Erst Ende 2003 kam mit einer neuen Aufnahmekommission Bewegung in die Angelegenheit. Die Anträge waren vorgeprüft worden und es wurden Nachbesserungen verlangt, eine Tatsache, die vorauszusehen war.
Es sollte aber bis zum Spätsommer 2004 dauern, bis alle Unterlagen geprüft und als in Ordnung befunden waren. Die "Bearbeitungsreife" liess bereits erste Steine der Erleichterung purzeln, die Nachricht, dass die Prüfungskommission die Aufnahme beider Vereine empfohlen habe, löste vorsichtigen Optimismus aus. Zum Jubeln war es noch zu früh, denn es stand die Abstimmung der Mitgliedsvereine des VDH noch aus, die das Aufnahmeverfahren beendet.
Die vorläufige Mitgliedschaft beider Vereine galt für drei Jahre. Anschließend stellten beide beim VDH einen Antrag auf endgültige Mitgliedschaft. Erneut waren Zuchtlinien nachzuweisen, Satzung und sämtliche Ordnungen wurden auf Korrektheit und VDH-Konformität geprüft, ebenso wurde die Arbeit der Vereine in der "Probezeit" unter die Lupe genommen. Letztlich wurden beide Vereine endgültig aufgenommen und sind nun vollwertiges Mitglied des VDH.
Aufgenommen wurde der BVWS ("Bundesverein für Weiße Schäferhunde"), der sich über die Jahre hinweg als äußerst stabil erwiesen hat. Mit dem Hintergrund einer seit über 20 Jahren geordneten Reinzucht, strengsten Zuchtrichtlinien und immerhin 300 Mitgliedern im gesamten Bundesgebiet steht den Züchtern nun ein demokratisch strukturierter Verein mit Erfahrung im Zucht- und Ausbildungsbereich zur Verfügung. Mit Aufnahme in den VDH traten die Ordnungen des Vereins für die Zucht wieder in Kraft. Das bedeutet vor allem eine Zuchttauglichkeits (Wesens)überprüfung, Übersendung einer DNA-Probe aller Zuchthunde zu Forschungszwecken an die Uni Zürich und harte Bestimmungen bezüglich HD (Hüftgelenksdysplasie)und SE (Speiseröhrenerweiterung). Zwischenzeitlich ist auch eine Untersuchung auf MDR-1 obligatorisch, wobei die Zuchtordnung so angepaßt wurde, dass keine -/- Welpen entstehen können. Auf der vereinseigenen Homepage können Richtlinien eingesehen und herunter geladen werden. (www.bvws.de)
Das zweite Mitglied des VDH wurde der RWS e.V. (Rassezuchtverein für Weiße Schäferhunde), eine ehemalige Landesgruppe des BVWS. Sie arbeitet seit einigen Jahren allein und hat in dieser Zeit eine beachtliche Mitglieder- und Züchterzahl erreicht. Der RWS hat bereits im Dezember 2002 einen Antrag auf Aufnahme beim VDH eingereicht. Kurz vorher fand eine Fusion mit dem WSR Deutschland e.V. statt, welcher früher zum 1. DZV gehörte. Die Fusion mit dem RWS überraschte, da die Interessenlage beider Vereine in einigen Punkten als konträr angesehen wurde. Der RWS wurde zeitgleich mit dem BVWS in den VDH aufgenommen.
Bereits im Sommer 2003 fand mit Sondergenehmigung eine Spezialschau für Weiße Schweizer Schäferhunde in Herne statt, auch der BVWS folgte mit einer eigenen Spezialzuchtschau in Kirchroth. Diese Spezialzuchtschauen können individueller organisiert werden und es können vereinsinterne Prüfungen (z.B. Zuchtzulassungsprüfungen, Registrierungen) angehängt werden. Daher wird es zukünftig neben den Ausstellungen des VDH einige Spezialzuchtschauen für die Weißen SChweizer Schäferhunde geben. Daneben veranstalten natürlich auch die Vereine, die keine VDH Mitgliedschaft beantragt haben, ihre eigenen Zuchtschauen. Die dort erlangten Titel und Anwartschaften gelten jedoch nicht für VDH-Titelvergaben. Mit der endgültigen Aufnahme der Rasse wird bei entsprechend gekennzeichneten Schauen auch das CACIB vergeben.
Ausserdem veranstaltet der VDH selber im gesamten Bundesgebiet zahlreiche Ausstellungen, die Sie mit VDH-Registrierpapieren besuchen können. Die beiden VDH-Vereine gliedern hier oftmals Sonderschauen an. Das heisst, dass die Vereine die Leitung der Sonderschau übernehmen und das Ringpersonal stellen. Die Teilnehmer erhalten wie bei einer VDH-Ausstellung ohne Sonderschau Urkunden, aber oftmals auch einen kleinen Siegerpreis.
In Bezug auf die Zuchtsituation wird einiges noch zu klären sein. Natürlich können die Züchter weiterhin problemlos auf Hunde mit Papieren der FCI-Mitgliedsvereine zurück greifen. Es ist auch davon auszugehen, dass weiterhin Registrierungen statt finden werden. Eines ist jedoch schon durch die FCI-Abstimmung klar geworden: wer der Meinung war, Weißer Schäferhund ist Weißer Schäferhund, wird umdenken müssen. Die Welpen, die als "Zufallsweiße" bekannt sind, d.h. Welpen aus Würfen farbiger Schäferhunde, werden in der Zukunft nicht mehr integriert werden können. Es muss eine vollkommene Abtrennung von der Rasse der Deutschen Schäferhunde stattfinden. In Europa ist dies in den letzten 20 Jahren nie anders gewesen, aber es gibt Teilbereiche, wo Problematiken auftreten werden.
So ist eines der Importländer unserer Hunde Amerika sowie mit Einschränkungen gehören auch Kanada und England dazu. In allen Ländern haben Weiße Schäferhunde Papiere als "White German Shepherd". Der Name allein mag noch akzeptabel sein, die Tatsache aber, dass in diesen Ländern weiterhin farbige Schäferhunde zur Zucht zugelassen sind, kann sich bei einem Import fatal auswirken. Aus England war inzwischen zu hören, das seine Namensänderung / -anpassung an die Europäische Entscheidung nicht statt finden wird. Die Rasse wird nicht umbenannt. Nach Aussagen des Englischen Kennel Clubs ist somit ein Import eines White German Shepherds nach Europa und eine entsprechende Integration in die Zucht nur möglich, wenn der Hund mindestens drei Generationen in der Farbe "weiss" nachweisen kann.
Abgesehen von den üblichen Weißen Schäferhundausstellungen, die vereinzelt ebenfalls noch stattfinden, können die Weißen Schäerhunde, die in den VDH-Mitgliedsvereinen registriert wurden, an allen VDH-Ausstellungen teilnehmen.
Abgesehen von einer großen Registrierveranstaltung im Februar in Dortmund werden die Weißen Schäferhunde nun auf VDH-Ausstellungen, auf Spezialzuchtschauen und Zuchtzulassungsprüfungen des RWS/BVWS registriert. Es wird dringend empfohlen, eine beabsichtigte Registrierung vorher mit dem Veranstalter (Sonderschauleiter!) abzuklären. Es müssen bestimmte Richter vor Ort sein, so dass eine Registrierung nicht auf JEDER VDH-Ausstellung möglich ist. Es ist auf jeden Fall ratsamer, die vereinseigenen Veranstaltungen zu nutzen. Das Antragsformular für die Registrierung erhält man z.B. über die BVWS - Homepage (www.bvws.de).
Seit einiger Zeit wird bei der Registrierung zwischen 'Ausstellungsregistrierung' und 'Zuchtregistrierung' unterschieden. Eine Ausstellungsregistrierung ist für jeden Weißen Schweizer Schäferhund möglich. Sie berechtigt zur Teilnahme an allen VDH-Ausstellungen (auch an den Spezialzuchtschauen der Vereine) sowie Sportveranstaltungen, allerdings NICHT zur Zucht. Eventuelle Ahnentafeln werden bei einer Ausstellungsregistrierung nicht eingezogen, die Registrierpapiere erhalten einen entsprechenden Vermerk, mit dem die Zucht in RWS/BVWS nicht möglich ist.
Eine Zuchtregistrierung ist nicht für alle Weißen Schweizer Schäferhunde möglich. Hier gibt es erhebliche Unterschiede in den Richtlinien der beiden Vereine. Im RWS ist eine Zuchtregistrierung nur noch in besonderen Einzelfällen möglich. Hat der Hund keine Ursprungspapiere, gibt es lediglich eine Ausstellungsregistrierung.
Im BVWS erfolgt eine Zuchtregistrierung nur noch unter der Voraussetzung, dass eine Ursprungsahnentafel vorliegt und der Nachweis erbracht wird, dass die Hunde der ersten drei Generationen weiß waren. Das hört sich kompliziert an, ist aber zumindest bei Hunden aus deutschen Zuchtstätten problemlos möglich, da es umfassende Aufzeichnungen gibt, auf die die Zuchtbuchämter zurückgreifen können.
Bei einer Zuchtregistrierung werden die Ahnentafeln eingezogen. Eine Vorgehensweise, die nicht kritiklos aufgenommen wurde. Jahrelange Reinzucht, Zwingernamen, Zuchtaufbau sind auf einmal verschwunden. Als "Ersatz" gibt es Registrierpapiere, auf dem lediglich der Hundename vermerkt ist. (z.B. "Fiala"). Kein Zwingername, keine Ahnen. Böse Zungen behaupteten bereits, nun sei der Inzucht Tür und Tor geöffnet, aber so einfach ist die Sache nicht. Zum einen gehören noch ein Hündinnenbesitzer und ein Rüdenbesitzer dazu und zum anderen sind die Ahnen nicht vergessen und gelöscht, sondern in den Zuchtbüchern weiterhin vorhanden. Jeder Züchter kann sich also weiterhin umfassend informieren und in einigen Generationen wird das Thema Schnee von gestern sein.
Zum "Warum" des Papiereinzugs: Für den VDH sind diese Papiere Dokumente. Dokumentieren, d.h. mit seinem Siegel versehen, kann der VDH aber nur das, was er sieht. Und das sind die Hunde, wie sie präsentiert wurden. Der VDH kann weder die Abstammung dieses Hundes überprüfen noch die Richtigkeit der Ahnen. Natürlich sind die Vereine empört darüber, hat doch bisher jeder ehrlich und korrekt gearbeitet (jedenfalls wird dies nun behauptet). Wenn man diese Vorgehensweise nicht allzu persönlich nimmt, sondern generell sieht, ist das alles auch nicht mehr so dramatisch. Richtig ist, dass es in anderen Ländern anders gehandhabt wurde: aber wiederum auch nur in einigen, denn z.B. in Schweden hat der SKK genau so gehandelt. Die Ahnentafeln werden eingezogen und aufbewahrt. Wer sich später besinnt, dass er doch "zurück" möchte, kann sie jederzeit gegen Einsendung der Registerahnentafel vom Aussteller der Registrierpapiere zurück erhalten.
Die beschriebenen Registrierahnentafeln berechtigen zur Teilnahme an VDH-Ausstellungen. Auch hier bietet sich den Ausstellern ein anderes Bild. Die Ausstellungen sind größer, sämtliche Rassen werden gerichtet. Beim Weißen SChäferhund befinden sich stock- und langstock in einem Ring. Die Babyklassen gibt nur noch als Sonderklassen auf Spezialausstellungen. Für die Zuchtzulassung gilt zur Zeit die Jugendklasse NICHT mehr.
2005 wurde die Zuchthoheit wieder an die beiden Vereine übertragen. Im Grundsatz ist man sich hier einig: Ausstellungsergebnisse allein (wie zur Zeit der VDH-Zuchthoheit) reichen nicht aus. Mit Übernahme der Zuchthoheit traten die Zuchtrichtlinien der Vereine wieder in Kraft. Die VDH-Richtlinien bilden die Basis hierfür, hinzu kommen spezielle Rasseproblematiken, die über die Vereinsrichtlinien zusätzlich eingefordert werden. Die Richtlinien können bei den Vereinen erfragt bzw. auf deren Homepages herunter geladen werden. Zusätzlich empfielt sich immer ein Gespräch mit den Zuchtverantwortlichen der Vereine.
Die Richtlinien der Vereine weichen in einigen Punkten voneinander ab und generell kann man die
Richtlinien des BVWS als die strikteren und härteren ansehen. In bezug auf Hüftgelenksdysplasie muss die Diagnose HD A (frei) oder HD-B (fast normal) lauten. Ein HD-C ist im BVWS nicht zugelassen. Hunde, die HD-C ausgewertet sind und über eine Zuchttauglichkeit des VDH verfügen, müssen mit einem HD-A ausgewerteten Hund verpaart werden, um das Risiko möglichst gering zu halten. Inzwischen sind diese Hunde größtenteils altersbedingt aus dem Zuchtalter heraus.
Eine Zuchtzulassungsprüfung, mit der das Wesen der Hunde auf den Prüfstand gestellt wird, verlangen beide Vereine. Über eine gegenseitige Anerkennung dieser Prüfungen wird noch verhandelt. Nach einer Veränderung der Zuchtzulassungsprüfung im RWS weisen die Prüfungen eine unterschiedliche Ausrichtung auf.
Der BVWS verlangt zusätzlich eine DNA-Einlagerung in der Uni Zürich. Diese Blutproben sind Bestandteil einer Datenbank, die gemeinsam mit der Schweiz an der Uni aufgebaut wird. In Zweifelsfällen können diese Proben für eine Abstammungskontrolle herangezogen werden. Eine freiwillige Abstammungskontrolle der Welpen der einzelnen Würfe ist über die Uni Zürich ebenfalls möglich. Der MDR-1 Status muss von Zuchthunden ebenfalls in beiden Vereinen vorliegen. Eine Verpaarung, bei der betroffene Welpen (-/-) entstehen können, ist durch die Zuchtordnungen ausgeschlossen.Leider ist es so, dass viele Züchter scheuen, den VDH-Weg zu gehen. Jeder Hund, der ausserhalb der VDH-Registrierung und -zucht bleibt, reduziert das vorhandene Zuchtpotential. Die Rasse wurde anerkannt, es haben viele engagierte Menschen Berge von Arbeit und Zeit investiert, um diesen Schritt zu schaffen. Zwei Vereine haben die Grundlage geschaffen, ihren Züchtern eine Zucht im VDH zu ermöglichen. Auch das war mit Arbeit und vor allem mit enormen Kosten verbunden. Diese Arbeit - ehrenamtlich und teilweise als Selbstverständlichkeit angesehen - ist enorm gewesen und es ist schade, dass viele Züchter nun zurück scheuen, nur weil es sie einige Fahrtwege, Euros und Bemühungen kostet.
Importhunde: Für Hunde, die bereits über eine Ahnentafel oder eine Registrierung einer FCI-Verbandskörperschaft aus dem Ausland verfügen, sind die Vorschriften etwas anders. Eine Registrierung ist nicht möglich, da der Hund bereits über FCI-Papiere verfügt. Die übrigen Zuchtvoraussetzungen, die die Vereine vorschreiben, müssen aber ebenso erfüllt werden wie von inländischen Hunden. Bei Importhunden mit FCI-Papieren, die VOR dem 1.1.03 ausgestellt wurden, empfiehlt sich eine Nachfrage beim ausstellenden Verein, ob diese Papiere noch ausreichend sind. Eventuell müssen diese eingeschickt und mit einem zusätzlichen Vermerk versehen wurden.
Wer einen Importhund mit der Option kauft, ihn eventuell in der (FCI)-Zucht einzusetzen, sollte die Ahnentafel VOR dem Import von den Verantwortlichen des VDH Vereins prüfen lassen. Leider gibt es einige Nationen, die es mit der 3-Generationen-WEiß-Regelung nicht so genau nehmen und weiterhin Hunde einregistrieren, die in den ersten drei Generationen farbige Ahnen haben. Diese Hunde sind in Deutschland von der Zuchtverwendung ausgeschlossen, selbst wenn sie die Zuchtvoraussetzungen erfüllen und FCI-Papiere haben!
Mit Aufnahme von BVWS und RWS ist somit eine schwierige Übergangsphase abgeschlossen. Viele werden es mit Erleichterung sehen, für einige wird der Weg noch ein wenig steiniger, denn die Voraussetzungen für eine VDH-Zucht wurden verschärft. Beide Vereine sind sich der Verantwortung bewußt, jetzt offizielles Mitglied im VDH zu sein. .
Häufig taucht die Frage auf, ob VDH-Hunde die "besseren" Hunde sind und welchen Vorteil es bringt, diesen Weg zu gehen. Der VDH ist der größte Dachverband in Deutschland und Mitglied der FCI. Allein durch die Grösse und den Bekanntheitsgrad gerade unter Interessenten und Welpenkäufern liegt ein gewisser Vorteil bei den Züchtern, die einem VDH-Verein angeschlossen sind. Dass überall Licht und Schatten ist, steht ausser Frage und so gibt es auch hier kritische Stimmen, die den Stellenwert des VDH anzweifeln. Hierbei wird oft übersehen, dass viele Dinge, die dem VDH angekreidet werden, gar nicht in dessen Verantwortung stehen, sondern Vereinsangelegenheit sind. Kurz: wenn ein Züchter im Verein XY die Richtlinien nicht einhält, ist die Ahndung Sache des Zuchtvereins, nicht des VDH. Ebenso verhält es sich mit den Voraussetzungen, die für die Zuchthunde zu erbringen sind.
Grundsätzliche Regelungen sind über den VDH gegeben, jedoch gelten diese als Mindestmass. Eine rassespezifische Anpassung muss über jeden angeschlossenen Zuchtverein erfolgen.
Die Züchter, die sich einem VDH-Verein anschliessen, sind bereit, sich Vorschriften zu unterwerfen, die dem Wohl und dem Schutz der Hunde (auch wenn der Begriff wirklich abgedroschen ist) dienen. In vielen anderen Vereinen ist dies nicht der Fall; und das beginnt häufig bereits beim Ausstellen der Ahnentafeln und endet bei den Voraussetzungen, die ein Zuchthund erbringen muss. Eine Zuchtzulassungsprüfung ist mir im Bereich der Weißen Schäferhunde nur vom RWS und vom BVWS (eben den VDH-Mitgliedsvereinen) bekannt. Eine wesensmäßig schwache Hündin wird ihre Ängste an die Welpen weitergeben: spätestens in den acht Wochen der Prägung. Auch die Ausstellungsbewertungen erfolgen durch VDH-Richter, die jahrelange theoretische und praktische Schulungen durchlaufen haben. Wie ernst der VDH es mit diesen Ausbildungen nimmt zeigt, dass keiner "unserer" Weißen Schäferhund-Richtern (die von den Vereinen ausgebildet wurden und ebenfalls zahlreiche Ausstellungen ausserhalb des VDH richteten) nicht anerkannt wurde. Sie müssen, wollen sie im VDH richten, das gesamte Schulungsprogramm durchlaufen.
Die Möglichkeiten, die es im Bereich des VDH zu nutzen gibt, sind vielfältig: Seminare, Schulungen, Ausstellungen, Beratungen sind nur einige davon. Beiräte helfen in allen kynologischen Fragen.
Für den Welpenkäufer bedeutet der Kauf bei einem VDH-Züchter eine grosse Sicherheit. Natürlich gibt es auch innerhalb des VDH "schwarze Schafe", aber das Risiko, in einem Hinterhof zu landen, wo mit der Zucht auf Kosten der Hunde das große Geld gemacht wird, ist weitaus geringer.
Durch die Vielzahl der Mitgliedsvereine im VDH laufen hier Informationen aller Art zusammen, die von den Vereinen wiederum genutzt werden können.
copyright: Gaby von Döllen, September 2002 - Juli 2011Der Abdruck oder das Kopieren auch einzelner Teile dieses Artikels bedarf der schriftlichen Genehmigung der Autorin.