H I L F E !     M E I N   H U N D   W I R D   G E L B !


Weltuntergang oder Resultat einer engagierten Zucht?!

Kürzlich telefonierte ich mit einer Dame, die im Namen eines Herstellers für Futtermittel eine Untersuchung durchführt zum Thema "Auswirkungen des Hundefutters auf die Fellfarbe". Man hatte uns angerufen, weil sich inzwischen bei diesem (und von den anderen wissen wir es nicht) Hersteller herumgesprochen hatte, dass die Besitzer der Weißen Schäferhunde ziemlich verrückt sind.

"Schneeweiße Hunde... habt Ihr eigentlich sonst keine Probleme in der Zucht?"

Dass diese Feststellung nicht ganz unbegründet ist, beweisen ja auch bereits die Beiträge im Forum. Da hält sich hartnäckig das Gerücht, dass das Futter für die Fellfärbung verantwortlich ist. Und teilweise ist es ja auch richtig.

A B E R:
wir sollten dieses Problem einmal von mehreren Seiten beleuchten. Da ist der Besitzer, der seinen Hund möglichst weiß haben möchte. Schließlich handelt es sich um einen WEISSEN Schäferhund. Wenn sich zwei Besitzer weißer Schäferhunde treffen, (mal ehrlich), wird sofort der Vergleich gestartet, welcher Hund denn nun die bessere Fellfarbe und Pigmentierung hat.

Ich möchte an dieser Stelle einmal ganz klar feststellen: Der weißere Hund ist weder der gesündere noch der aktivere oder freundlichere. Das Wesen und auch die Gesundheit sind vollkommen unabhängig von der Fellfarbe. Bleibt die Frage: warum legen wir einen solchen Wert darauf?

Wir Menschen haben den Ehrgeiz, alles perfektionieren zu wollen. Dem Hund ist es wurscht, ob er hellgelb oder weiß durch die Gegend läuft. Aber ein Weißer Schäferhund mit Aalstrich (oder Schlimmeren) und Schweinchennase paßt nun mal nicht ins Weltbild. Weder in das der Züchter noch in das der Besitzer.

Leider macht die Natur nicht unbedingt das, was wir Menschen gerne hätten. Wie sonst ist es zu erklären, dass es Weiße Schäferhunde gibt, die eine böse Färbung aufweisen? Darum müssen wir uns weiter mit dem Problem herum schlagen.

Tatsache ist, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Zum einen sorgen tatsächlich einige Zusätze im Futter dafür, dass das Fell eine Färbung bekommt. Als solche "Färber" sind z.B. Karotten und Algen. Das Fatale dabei ist, dass diese Zusatzstoffe im Futter sind, weil sie eine spezielle Wirkung auf die Gesundheit des Hundes haben. Algen sind gut für das Fell und Karotten für die Augen. Außerdem sind sie Vitaminlieferanten. Durch die Zusammensetzung der Futtersorten steigt im allgemeinen nur der durch, der sich lange und intensiv damit beschäftigt. Also - einfache Formel: wir suchen das Futter mit den geringsten Karotten und Algenanteilen (Algen sind in den meisten Futtersorten sowieso nicht enthalten), dann wird wenigstens der Hund nicht gelb.

Hier stellt der Besitzer Erstaunliches fest: der Hund wird trotzdem gelb. Obwohl Züchter XY das Gleiche füttert und geschworen hat, dass seine Weißen Schäferhunde seit Jahren dieses Futter bekommen. Und sie sind reinweiß.

Daher sei zum Futteraspekt noch gesagt: jeder Hund reagiert auf die Zusammensetzung der Futtersorten anders. Es kann durchaus sein, dass Ihr Hund mit einer Fellfärbung reagiert, obwohl es bei anderen Weißen keine Probleme hervor gerufen hat.

Mehrere Futtersorten sind im Forum bereits angesprochen und "beurteilt" worden. Dabei fiel auf, dass alle Besitzer sehr bewußt hochwertige Futtersorten verwenden, was schon einmal ein sehr wichtiger Aspekt ist. Wichtig ist m.E., dass man bei der Wahl des Futters keinesfalls die Gesundheit des Hundes außer Acht läßt. Denn einen allergischen Hund mit einem Futter zu füttern, das ihn zwar weiß macht, dafür aber die Allergie auslöst, kann nicht der Sinn der Sache sein.

Hier ist die Abwägung gefragt. Wenn der Hund sowieso alles frißt und verträgt, ist es durchaus möglich, zu wechseln, um ein besseres Fell zu erreichen. Ansonsten sollte das Wohlbefinden des Hundes über die optische Erscheinung gestellt werden.

Weitere mögliche Aspekte für die Fellfärbung....

Bei unserer Hündin fiel uns auf, dass sich das Fell während der Hitze verfärbt. Sie bekommt einen kräftigen Aalstrich, der wieder verschwindet, wenn die Hitze vorbei ist. Hier liegt der Verdacht nahe, dass die Färbung zumindest bei einigen Hunden auch mit den Hormonen zu tun haben.

Der häufigste Grund ist aber....

die Zucht selber. Man kann das Futter wechseln bis zum jüngsten Tag, wenn die Färbung genetisch bedingt ist, hilft GAR NICHTS.

Der Standard schreibt vor, dass das ZuchtZIEL reinweiße Hunde mit pechschwarzem Pigment sind. Dieses ist weiterhin ein ZIEL , kein Standard.

Wir haben es in der Zucht mit einem Teufelskreis zu tun, was die Farbe der Hunde angeht. Den Interessenten wird eingeredet, dass nur ein reinweißer Hund ein guter Hund ist. Nur so hat man Erfolg auf Ausstellungen. Selbstverständlich war auch jeder Züchter bemüht, die weißesten Hunde hervorzubringen. Denn die lassen sich weitaus besser verkaufen als Welpen, deren Eltern (oh wie furchtbar) einen Aalstrich aufweisen.

Reinweiß erhält man am schnellsten, indem man enge Zucht betreibt. Auch das ist in der Weißen Schäferhundzucht (allerdings auch aus anderen Gründen, das sei fairerweise hier bemerkt) nicht zu übersehen. Somit haben wir innerhalb von wenigen Jahren tatsächlich die Zucht in puncto Farbe stark verbessert. Auf Ausstellungen ist kaum ein Hund zu sehen, der eine starke Fellfärbung aufweist (und wenn, zieht der Besitzer mit Sicherheit den Spott sämtlicher Aussteller auf sich und landet gaaanz weit hinten, sollte er sich trauen, seinen Hund zu präsentieren. Wie gut, dass es dem Hund egal ist)

Dass die enge Zucht an einem Wendepunkt angelangt ist, dürfte vielen inzwischen klar sein. Gesundheitliche Probleme verbunden mit Inzuchtdepressionen sind - und das ist wissenschaftlich nachgewiesen - nur eine Frage der Zeit. Was die Zucht dringend braucht, ist neues Blut. Viele Züchter rufen inzwischen laut nach neuen Blutlinien. Die Käufer stimmen teilweise bereits in diesen Ruf ein. Was wir also brauchen, sind Blutlinien, die fehlerfrei sind und reinweiße, pigmentstarke Hunde hervorbringen. Auf einen Nenner gebracht: die Zucht braucht ein Wunder.

Da diese erfahrungsgemäß sehr selten sind bzw recht lange zurück liegen, müssen wir entweder so weitermachen wie bisher, oder vielleicht unsere Ansprüche etwas reduzieren??!! Wenn es Linien gäbe, die wirklich "nur" negative optische Aspekte hätten, kämen die tatsächlich nicht zum Einsatz, weil sich die Welpen auf Grund der hohen Ansprüche der Käufer nicht an den Mann bringen lassen.

Im Klartext heißt das.... kein Züchter kann (wirtschaftlich gesehen) das Risiko eingehen, auf Hunde zurückzugreifen, die optisch (wir sprechen nicht von Krankheiten!) zwar einen Schritt zurück, für den Genpool aber einen Riesenschritt nach vorn bedeuten. Es sei denn, er hat den Mut, für seine Überzeugung und den Fortbestand einer gesunden und vitalen Rasse einzustehen, auf einer Ausstellung zu erscheinen und sich dort zum Gespött der übrigen Besitzer zu machen.

Wir appellieren hier ganz offen an die Züchter, an die Vereine, solche Ideen zu unterstützen, denn über kurz oder lang kommen sie der gesamten Rasse zugute. Und wir appellieren an die Interessenten, nicht gleich ein Urteil zu fällen, sondern sich gegebenenfalls vom Züchter seine Ideale erklären zu lassen.

copyright Gaby von Döllen, Worpswede, im März 2000

(Übernahme und Abdruck nur mit ausschließlicher Genehmigung der Autorin)