Mögliche Voraussetzungen für die Zucht Weißer Schweizer Schäferhunde

Ziel aller Züchter sollte sein, die jeweilige Rasse zu erhalten bzw. zu verbessern. Das hört sich zunächst logisch und einfach an, die Realität zeigt aber, dass dieses Ziel Meinungsverschiedenheiten und Interessenskonflikte mit sich bringt.

Im Artikel zum Thema Welpenkauf wurden bereits sogenannte Zuchtvoraussetzungen angesprochen. Zuchtvereine erlassen Vorschriften, um zu gewährleisten, dass gewisse Grundregeln eingehalten werden. Schließlich soll gezüchtet und nicht "nur" vermehrt werden. Diese Vorschriften gelten sowohl für die Zuchtstätten als auch für Zuchthunde. Hunde, die in der Zucht eingesetzt werden sollen, müssen gesund sein. Auch das mag wie eine Selbstverständlichkeit aussehen, ist aber schwierig einzuschätzen. Wann ist ein Hund gesund? Ein Hund, der selber gesund und vital ist, muss nicht zwangsläufig eine optimale Gesundheit vererben; die Genetik ist eine schwierige Thematik, mit der sich jeder Züchter eingehend und ernsthaft befasst haben sollte. Das Aussehen allein macht keinen perfekten Zuchthund.

Nun betreten wir das weite Feld der -vermutlich- genetisch bedingten Krankheiten. Vererbung ist ein sehr komplexes Gebiet. Sobald mehrere Defektgene für den Ausbruch einer Krankheit zusammen treffen, sind die Träger schwer bis gar nicht zu ermitteln. Vermutungen anhand anderer Würfe und Nachkommen sind wenig stichhaltig und führen oft lediglich dazu, den Ruf einzelner Hunde zu schädigen, ohne dass es Beweise gibt. Die Häufung einer bestimmter Krankheiten bei vielen Nachkommen bedeutet zwar eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dennoch sind derartige Deutungen immer mit Vorsicht zu genießen. Leider hört man die Äußerungen "Rüde X vererbt ..." oder "einen Wurf von Hündin Y sollte man meiden, weil dort immer wieder .... auftritt", innerhalb der Züchter- und Vereinsszene sehr häufig, was zu großen Verunsicherungen führt. Gerade wenn diese Äußerungen Mitzüchter betreffen, sollte ein Interessent sie -auch- unter dem Aspekt des Wettbewerbs sehen und den Wahrheitsgehalt kritisch hinterfragen, zum Beispiel mit der Nachfrage, aus welchen detaillierten Informationen dieser Rückschluß gezogen wird. Gerade das Internet und dessen Foren sind eine hervorragende Plattform zur Verbreitung der Informationen (aber auch Fehlinformationen und Mutmaßungen). Jeder, der empörte Beiträge liest, sollte darüber nachdenken, dass jeder Wurf immer ein Risiko beinhaltet und dass hoffentlich jeder Züchter die Gesundheit als allerwichtigstes Kriterium betrachtet.

Wenn ein Hund tatsächlich nachweisbar negativen Einfluß auf die Zucht hat, wird der Zuchtverein sinnvolle Auflagen oder eine Sperre aussprechen.

Jeder Hund kann und wird im Laufe seines Lebens erkranken. Daran können Unfälle, Umwelteinflüsse oder aber eine genetische Veranlagung verantwortlich sein. Die ersten beiden Faktoren lassen sich vom Züchter bzw. Zuchtverein nicht beeinflussen, die letzte in gewissem Maße schon. Hier beginnt die "Arbeit" der Zucht. Mit genetischem Hintergrundwissen sollten optimale Verpaarungen vorgenommen werden, die a) gesunde Hunde hervorbringen, b) bestenfalls die Rasse verbessern, d.h. einen ausgleichenden, verbessernden Effekt haben und c) den Genpool erhalten bzw. möglichst erweitern. Zuchttätigkeiten, die diesen Zielen entgegen wirken, müssen möglichst unterbunden werden und eben dies geschieht durch besagte Richtlinien der Zuchtordnungen.

Die Zuchthunde müssen Untersuchungsergebnisse in einigen Bereichen vorweisen, um eine Zulassung zur Zucht zu erlangen. Im Blickfeld stehen hier die Erkrankungen, die häufiger bei der jeweiligen Rasse beobachtet wurden. Die Hüftgelenksdysplasie betrifft zum Beispiel häufig Hunde großer Rassen, so dass die Entwicklung beobachtet werden muss.

Durch immer neue Erkenntnisse und rasante Entwicklungen im Bereich der Wissenschaft ist es möglich, durch Forschungen Anhaltspunkte über die Vererbung bestimmter Eigenschaften bzw Krankheiten zu erhalten. Hierzu ist jedoch die Mitarbeit der Züchter notwendig. So müssen Erkrankungen offen gelegt und bei Häufungen innerhalb der Rasse wissenschaftliche Untersuchungsprojekte gestartet werden, um nähere Informationen über Vererbung und eventuell auch über stark belastete Blutlinien zu erhalten. Diese Möglichkeiten werden nur zu einem kleinen Teil ausgenutzt. Diese Projekte sind keine Sache von Wochen oder Monaten, sondern von Jahren und Jahrzehnten. Diese Investition in die Zukunft scheint abzuschrecken. Auch die Vision, dass die eigenen Hunde in irgendeiner Weise betroffen sein könnten, führt oft zu einer 'Vogel-Strauss-Politik' nach dem Motto: immerhin existiert die Rasse schon Jahrzehnte ohne diese Untersuchungen.

Unabhängig von dem, was möglich wäre, sind im Folgenden die Untersuchungen und Voraussetzungen aufgeführt, die in den einzelnen Vereinen empfohlen oder vorgeschrieben sind. Die Kombination dieser Voraussetzungen ist sehr unterschiedlich. Hier hilft nur ein Vergleich der einzelnen Richtlinien miteinander:

Zuchtvoraussetzungen / Gesundheit:

AVK und IK

Auf gut Deutsch: Ahnenverlustkoeffizient und Inzuchtkoeffizient. Oft wird einer dieser beiden (oder beide, meist aber der AVK) einer Verpaarung angegeben. Beide geben Auskunft über den Grad der Verwandtschaft bei der Verpaarung bzw. beim Hund, werden rechnerisch jedoch unterschiedlich ermittelt. Wer die genetische Basis verbreitern bzw erhalten möchte, kommt um eine Beachtung dieser Werte nicht herum.

Zu AVK (bestmöglicher Wert: 100%) und IK (bestmöglicher Wert 0,0%) existiert auf dieser Homepage ein gesonderter Artikel, der auf Berechnungsweise, Vorteile und Gefahren explizit eingeht.

DNA - Hinterlegung / Abstammungskontrolle

Bei den VDH-Zuchtvereinen ist es zusätzlich Vorschrift, eine Blutprobe zu hinterlegen. Leider geschieht dies bei unterschiedlichen Instituten. Mit dieser Blutprobe (DNA- Hinterlegung) wird zunächst einmal nur gewährleistet, dass die DNA dieses Zuchthundes irgendwo hinterlegt und vorhanden ist. Nicht mehr, nicht weniger. Im Normalfall passiert damit nichts weiter, als dass das Blut gelagert wird. Natürlich stände in absehbarer Zeit genetisches Material zur Verfügung, um z.B. Gentests zu entwickeln oder Krankheiten zu erforschen.

Es besteht auch die Möglichkeit, sogenannte Abstammungskontrollen durchzuführen, die bisher in den deutschen Vereinen nur auf freiwilliger Basis durchgeführt werden. Überprüft wird anhand der DNA der Elterntiere, ob die Welpen von diesen Tieren abstammen. Ein Vaterschaftstest sozusagen. Leider ist es hierfür notwendig, auch eine Blutprobe der Welpen einzusenden. Einige Züchter machen dies, andere sehen in der Blutabnahme bei den 8 Wochen alten Welpen ein Problem. Für den Welpenkäufer bedeutet eine in dieser Form bestätigte Elternschaft optimale Sicherheit über die Abstammung seines Welpen. Gleichzeitig wird die angestrebte Datenbank mit jeder Blutprobe weiter aufgebaut.

Es ist daher zwischen "Einlagerung oder Hinterlegung DNA" und einer Abstammungskontrolle klar zu unterscheiden. Die Hinterlegung einer DNA-Probe ist in den deutschen VDH-Vereinen BVWS und RWS Pflicht, die Abstammungskontrolle ist hingegen freiwillig und wird in den seltensten Fällen vorgenommen.

Im Zweifelsfall können die Zuchtvereine die Überprüfung der Vaterschaft anordnen.

Hüftgelenksdysplasie / Ellenbogendysplasie (HD / ED)

Als "HD" (bzw. auch "ED") ist sie bei großen Rassen bereits lange bekannt. Der Erbgang ist sehr komplex. Intensive Forschungen laufen an der Tierhochschule in Hannover.

HD bedeutet eine Unregelmäßigkeit in der Ausbildung der Hüfte, die dem Hund im künftigen Leben mehr oder weniger Schwierigkeiten bereiten könnte. Bei schweren HD-Graden sollte auf bestimmte Hundesportarten verzichtet werden. Diagnostiziert wird die HD mittels Röntgenuntersuchung. Diese Röntgenbilder werden auch vorbeugend gemacht, um den "HD-Grad" zu bestimmen und somit darüber Auskunft zu erhalten, ob der Hund voll belastet werden kann. Dies ist bei den Werten A1, A2, B1 und B2 kein Problem, die Auswertung C wird vermutlich ebenfalls keine große Beeinträchtigung beim Hund selber hervorrufen, für die meisten Zuchtvereine für Weiße Schäferhunde ist Grad C bereits zuchtausschließend. Grade D und E kommen bei den Weißen Schäferhunden sehr selten vor (in den 14 Jahren, in denen wir uns mit der Rasse beschäftigen, haben wir von noch keinem E und lediglich von einem D-Fall gehört).

Da HD bereits seit vielen Jahren bekannt ist, ist eine vorbeugende Röntgenuntersuchung im Alter ab ca. 12-16 Monaten zumindest bei Zuchthunden üblich. Auch bei "Privathunden" wäre diese Untersuchung anzuraten, um Informationen zu erhalten. Wie gesagt, die HD ist kein großes Problem in der Zucht, aber für den eigenen Hund wäre es wichtig, notfalls rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Eine Weiterleitung der Untersuchungsergebnisse an den Züchter und/oder das Zuchtbuchamt des Vereins (der die Ahnentafel ausgestellt hat) wären wünschenswert. Die Vereine bieten oft Auswertungen der Röntgenbilder durch die eigene (neutrale) Auswertungsstelle an. Wer mit dem Gedanken spielt, den Hund eventuell in der Zucht einzusetzen, sollte von vornherein auf diese Auswertungsstelle zurück greifen, das erspart im Falle des Falles neue Röntgenaufnahmen.

Die ED ist eine Fehlentwicklung des Ellenbogens, die ebenfalls sehr selten vorkommt. Auch hier erfolgt die Diagnostik mittels Röntgen, die Bewertungen erfolgen nach Zahlensystem. ED 0 ist optimal, ED 1 beinhaltet eine leichte Unregelmäßigkeit (Zuchtzulassung trotzdem möglich), ab ED 2 sollte nicht mehr gezüchtet werden. Ob eine ED-Untersuchung im privaten Bereich Sinn macht, ist sicherlich von der eigenen Einstellung abhängig. Es sind vier zusätzliche Röntgenaufnahmen notwendig, die nicht ganz billig sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Problematik im Blickfeld bleiben muss, da sie generell große Rassen betrifft. Eine große Gefahr, einen schwer HD-belasteten Hund zu kaufen, besteht bei den Züchtern der großen Vereine hingegen nicht.

Für einen Interessenten oder Welpenkäufer sollte das HD-Ergebnis der Elterntiere (evtl auch der Großeltern) bekannt und im Bereich A oder B sein. (alte Bezeichnungen: HD-frei, HD fast normal).

Audiometrie (Hörtest)

Die Vorurteile sind bekannt: die Farbe "weiß" stehe im Zusammenhang mit Taubheit., Züchter und Vereine haben viel Zeit damit verbracht, dieses Vorurteil zu widerlegen.

Vor drei Jahren wurden zufällig an einer Uni einige Weiße Schäferhunde untersucht und die Diagnose "halbseitige Taubheit" gestellt. Da diese Hunde nur einseitig taub sind, ist es für den Besitzer kaum erkennbar, denn der Hund gleicht dieses Manko automatisch aus. Klarheit kann ausschließlich eine Audiometrieuntersuchung schaffen; der Hund selber büßt kaum an Lebensqualität ein. Allerdings ist die halbseitige Taubheit erblich und der Schritt zur vollständigen Taubheit könnte folgen.

Bei diesen untersuchten Hunden handelte es sich um Einzelfälle. Trotzdem wurde die Problematik ernst genommen. In der Schweiz wurde Audiometriepflicht für die Zuchthunde eingeführt. Ein deutscher Verein folgte diesem Beispiel, um Erkenntnisse darüber zu bekommen, wie verbreitet die halbseitige Taubheit auftritt, schaffte die Pflicht aber nach zwei Jahren wieder ab, da die Untersuchungsergebnisse fast ausschließlich vollständig hörende, also gesunde Hunde, auswiesen.

Die Audiometrie wird normalerweise in Vollnarkose durchgeführt. Es gibt (wenige) Hunde, die sich das Prozedere auch so gefallen lassen, in diesem Fall kann auf die Narkose verzichtet werden. Es gibt nur wenige Praxen, die diesen speziellen Test machen können, da hierfür teure Geräte notwendig sind. Es empfiehlt sich daher, die Audiometrie mit dem HD/ED-Röntgen zusammen zu legen. In der Narkose wird dann mittels elektrischer Impulse die Hörfähigkeit beider Ohren getestet.

SE (Speiseröhrenerweiterung / Megaoesophagus)

Die Speiseröhrenerweiterung ist eine krankhafte Veränderung der Speiseröhre. Der Erbgang ist kompliziert und noch nicht erforscht. Die Feststellung erfolgt (in Verdachtsfällen) durch Röntgen mit Kontrastflüssigkeit.

Die SE kann jederzeit und in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Häufig sind bereits Welpen betroffen und die Auffälligkeiten zeigen sich bereits in den ersten Lebenswochen. Das Futter bleibt durch die Erweiterung in die Speiseröhre, der Hund erbricht und je nach Schwere erreichen nur geringe Mengen Futter den Magen. Hierzu muss man sich den Fressvorgang des Hundes vorstellen: das Futter muss die Speiseröhre hinauf transportiert werden, da ein Hund mit gesenktem Kopf frisst. In leichten Fällen hilft es, dem Hund das Futter aus erhöhter Position anzubieten und ihn anschließend ruhig zu halten. Es gibt bei schwereren Fällen die Möglichkeit einer Operation, in Extremfällen bleibt jedoch nur die Euthanasie. Sind Welpen von einem schweren Fall betroffen, wird sich die Symptomatik bereits beim Züchter zeigen.

Diese Darstellung zeigt bereits, dass es sich um eine ernste Erkrankung handelt. Die Bekämpfung stellt sich als äußerst schwierig heraus, da z.B. Fälle bekannt sind, bei denen die Krankheit erst im späteren Alter auftrat. Die Häufigkeit der schweren Fälle ist jedoch gering, so dass weder Panik noch Dramatisierung angesagt ist. Es handelt sich jedoch um ein Problem, das von Züchtern und Zuchtverantwortlichen ernst genommen und sachlich angegangen werden muss. Natürlich muss es zu Konsequenzen für die Zuchthunde führen, sobald ein Wurf betroffen ist und sei es, dass ihr Folgewurf unter besondere Beobachtung (SE-Kontrollröntgen) gestellt werden sollte.

Ein generelles Röntgen aller Welpen und Zuchthunde würde zu einem gewissen Aufschluß über die Verbreitung führen. Allerdings werden die Welpen in einem sehr jungen Alter einem enormen Stress ausgesetzt, da das Röntgen nicht unter Narkose erfolgen kann.

Bei Hunden, die sich nach jedem Fressen erbrechen, sollte die Diagnose SE zumindest in Betracht gezogen werden. Eine Information an Züchter und Zuchtverein ist, wie bei allen Erkrankungen, die nicht auf einen Unfall zurückzuführen sind, zu empfehlen.

Ein Erbrechen hin und wieder (zB nach gierigem, hastigem Fressen oder nach dem Fressen von Gras) hingegen kann als normale Situation eingeschätzt werden.

MDR-1 Defekt

Was sich wie ein Radiosender anhört, ist ein Defekt, der bei den Weißen Schäferhunden erst 2006 fest gestellt wurde. Somit ist auch die Bekämpfung in den Anfängen und glücklicherweise ist die Rasse offensichtlich in relativ geringem Umfang betroffen.

Beim MDR-1 handelt es sich um ein Protein, das auch MDR1 Transponder genannt wird. Es erkennt und befördert Fremdstoffe, die durch die Blutgefäße in das Hirn (und andere Organe) eindringen, wieder in das Blut zurück. Dadurch wird das Eindringen von Fremdstoffen verhindert und die Organe vor schädlichen Stoffen geschützt.

Das MDR 1 Protein ist im Körper weit verbreitet und wird neben der Blut-Hirn-Schranke auch in der Plazenta und in den Hoden gefunden. Außerdem bildet der MDR-Transponder eine wirksame Absorbtionsbarriere für Arznei- und Fremdstoffe im Darm und spielt bei der Arzneimittelausscheidung in Leber und Niere eine bedeutende Rolle. Ohne ein intaktes MDR-1-Protein kommt es bei einer Vielzahl von Arnzneistoffen zu einer regelrechten Überladung des Organismus mit der entsprechenen Substanz.

Für die Erstellung der MDR-1-Proteine ist eine D N A - Sequenz zuständig. Bei Hunden mit einem Defekt fehlen vier Bausteine, d.h. die Bildung des Proteins wird vorzeitig abgebrochen. Bisher ist davon auszugehen, dass dieses nur der Fall ist, wenn die Bausteine auf beiden Seiten der D N A fehlen (MDR -/-).

Bei einer Verpaarung erhält der Welpe jeweils ein entsprechendes Gen vom Vater und von der Mutter. Jeder Hund hat 2 MDR-1-Gene. Somit gibt es für die Vererbung drei Möglichkeiten: MDR +/+ - der Hund hat ein intaktes System. Keinerlei Problematik.

MDR +/- oder -/+: ein Gen ist intakt, eines ist betroffen. Der Hund ist Merkmalsträger, kann das defekte oder aber auch das intakte Gen vererben. Problematiken beim Hund selber sind nur in seltenen Fällen beobachtet worden.

MDR -/-: beide Gene sind defekt. Damit ist die oben beschriebene Situation bei diesem Hund gegeben. Bei medikamentösen Behandlungen kann es (muss nicht) zu Schwierigkeiten kommen. Auf der Seite der Uni Gießen ist eine Medikamentenliste (die laufend ergänzt wird, da neue Erkenntnisse hinzukommen) veröffentlicht. Diese Hund können zwangsläufig bei einer Verpaarung nur ein defektes Gen weiter geben. Hier ist in jeder Hinsicht Vorsicht geboten. Sollte Ihr Hund MDR -/- aufweisen, sollte unbedingt der Tierarzt vor der Behandlung davon in Kenntnis gesetzt werden. Weiterhin sollten Sie sich bei jeder Behandlung (Entwurmung, Zecken/Flohspray) genauestens über den Wirkstoff informieren.

Dass die Weißen Schweizer Schäferhunde von diesem Defekt betroffen sind, ist erst kurze Zeit bekannt. Daher laufen die Maßnahmen, hier zuchtmäßig einzugreifen, erst an. In der Schweiz und in Deutschland griffen bereits die Zuchtvereine (GWS / BVWS) zuchttechnisch ein und lassen nur noch bestimmte Verpaarungen zu. (-/- mit -/- und +/- sind ausgeschlossen, in Deutschland zusätzlich +/- mit +/-).

Glücklicherweise ist die Mehrzahl der Hunde frei von diesem Defekt, es gibt jedoch bereits Merkmalsträger (+/-) und einzelne Hunde mit komplettem Defekt. Daher besteht jetzt die Möglichkeit, eingreifen zu können, bevor sich MDR 1 zu einem echten Problem auswächst.

Da erst seit Anfang 2007 getestet wird, kann der Defekt zur Zeit jeden Hund betreffen. Jeder Besitzer kann den Test selber in Auftrag geben, um Klarheit zu haben. Die Tierärzte wissen teilweise noch nicht, dass auch die Rasse Weißer Schweizer Schäferhund vom MDR betroffen ist, daher erscheint eine Untersuchung sinnvoll. Für den Test muss eine Blutprobe des Hundes an ein bestimmtes Institut (Uni Gießen, Uni Kassel, Laboklin) eingesandt werden. Informationen finden sich auf den entsprechenden Internetseiten. Diese führen den Test -zu sehr unterschiedlichen Preisen- durch.

Wesenstest / Zuchtzulassungsprüfung / Zuchttauglichkeitsprüfung

Einen Wesenstest halten wir inzwischen für zwingend notwendig, denn in der heutigen Zeit kann es sich kein Züchter leisten, aggressive oder extrem ängstliche Tiere (da starke Angst in Aggressionen umschlagen kann) in die Gesellschaft zu entlassen.

Der Besitzer selber neigt dazu, das Verhalten seiner Hunde zu entschuldigen: eine neutrale Beurteilung kann es ausschließlich von einem neutralen Wesensrichter geben, der in der Lage ist, Verhalten zu deuten. Auch ein extremes Meideverhalten ist ein Anzeichen eines unsicheren Wesens und schwer zu erkennen. Auffälliger ist Ängstlichkeit, die in keiner der alltäglichen Situationen, in die der Hund gebracht wird, an den Tag gelegt werden sollte. Wesenstests sollten möglichst laufend an neueste Erkenntnisse angepasst und verändert werden, so dass eine "Trainierbarkeit" der Übungen nicht möglich ist. Der Hund sollte grundsätzlich so gut sozialisiert sein, dass er diese Übungen auch ohne Training problemlos bewältigt.

Diese Tests sind teilweise herber Kritik ausgesetzt. Die Hunde werden in schneller Folge mit belastenden Situationen konfrontiert und es wird verlangt, dass sie sich auch bei bewußt provokanten Übungen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sicherlich läßt sich hinterfragen, ob ein Hund, der in einigen Übungen patzt, tatsächlich ein unsicherer Hund ist. Es geht in diesem Fall jedoch darum, ein optimales Wesen für die Zucht zu garantieren und da ist es vertretbar, die Meßlatte hoch zu hängen. Voraussetzung ist natürlich, dass diese Tests immer wieder überarbeitet und aktuellen Erkenntnissen angepaßt werden.

Wesenstests (Zuchtzulassungsprüfungen) sind zur Zeit von den beiden VDH-Vereinen BVWS und RWS vorgeschrieben. Die erste abgelegte Prüfung gilt für einen bestimmten Zeitraum, muss dann wiederholt werden. (Wesensbeurteilung: V (vorzüglich), SG (sehr gut), G (gut). Die Termine werden vorher bekannt gegeben und sind öffentlich.

Begleithundeprüfung

Zur Zeit nur Vorschrift im BVWS für Hunde, die ab 1.1.06 geboren sind. Die Begleithundeprüfung ist eine Prüfung, auf die auf den Hundeplätzen hin gearbeitet wird (sozusagen die Basisstufe für alle Hundesportarten) und die den Gehorsam des Hundes testet. Diese Prüfung sagt relativ wenig darüber aus, was an Ihren Welpen weiter gegeben wird, sie zeigt lediglich, dass sich der Züchter mit seinen Zuchthunden beschäftigt, Ihnen bei der Ausbildung Ihres Hundes vermutlich weiter helfen kann. Fälschlicherweise wird die Begleithundeprüfung (kurz: BH) oft als ein Beweis für ein sicheres, gutes Wesen angesehen. Unseres Erachtens zeigt sie, dass der Hund gehorcht, wenn es sein muss .... das Wesen wird mit der Zuchtzulassungsprüfung zuverlässiger überprüft. Bestandteil ist ebenfalls eine Überprüfung des Basiswissens des Besitzers. Aber eine vorhandene BH ist sicherlich niemals von Nachteil.

Ausstellungen

Die Teilnahme an Ausstellungen (Zuchtschauen) ist in fast allen Vereinen eine zwingende Voraussetzung für die Zucht. Sie finden in Hallen oder im Freigelände statt und werden vom VDH oder den Rassezuchtvereinen ausgerichtet. Demzufolge unterscheidet man zwischen den Rassezuchtschauen des VDH, die zahlreich in ganz Deutschland in großen Hallen stattfinden und für alle FCI-Rassen ausgeschrieben sind. Gerichtet wird natürlich rasseweise.

Etwas beschaulicher geht es auf den Spezialzuchtschauen der Vereine zu. Diese werden für eine Rasse veranstaltet. Hier trifft man tatsächlich ausschließlich auf die "eigene" Rasse, die Veranstaltungen sind bevorzugt im Freien und finden seltener statt.

Eine Ausstellung dient dazu, die Standardkonformität der zukünftigen Zuchthunde zu überprüfen und zu bewerten. Es werden auf Anatomie, äußere Kennzeichen und zum Teil auch auf das Wesen geachtet. Zuchtvoraussetzung sind "V" (vorzüglich) oder "SG" (sehr gut)-Bewertungen auf diesen Ausstellungen. Manchmal werden auch die Klassen vorgeschrieben, in denen diese Bewertung erreicht werden muss, da z.b. die Bewertung eines Welpen wenig aussagekräftig ist.

copyright: Gaby von Döllen, April 2007

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