Als ich heute morgen die Tageszeitung aufschlug, fiel mir folgende Überschrift auf, die auf den ersten Blick recht wenig mit Weißen Schäferhunden zu tun hat. Die Schlagzeile einer kurzen Notiz lautete: "Amerikaner setzen ihre Dalmatiner aus", der Inhalt dieser DPA-Meldung ist schnell wiedergegeben:
Nachdem die Dalmatiner auf Grund des Disney-Filmes "101 Dalmatiner" zum Modehund Nummer 1 wurden, haben die Hunde nunmehr die Konsequenzen ihrer Beliebtheit zu tragen. Daß der Film zu Weihnachten in die Kinos kam, machte das Problem nicht gerade kleiner. Inzwischen werden mehr und mehr Dalmatiner in mißhandeltem Zustand in Tierheimen abgegeben. Da sie als schwer erziehbar gelten und oftmals bereits Krankheiten und Behinderungen aufweisen, sind sie so gut wie gar nicht weiterzuvermitteln. Die Bedenken der Tierschützer im letzten Jahr sind leider Realität geworden.
Ein kurzer Satz in diesem Artikel hat mich besonders geschockt, deshalb sei er hier wörtlich wiedergegeben:
"Kaum jemand will Dalmatiner adoptieren. Die Tiere werden eingeschläfert".
Jedem Hundefreund müßten
spätestens, wenn er näher darüber nachdenkt, was
hier seit Beginn der "101 Dalmatiner" abgelaufen ist,
die Tränen in die Augen treten. Und niemand sollte sagen,
das ist eine andere Rasse, das kann (und wird) unsere Hunde nicht
treffen. Zum einen sollte es egal sein, ob Dalmatiner oder Weißer
Schäferhund oder Mischling - es sind alles Tiere mit einem
Recht auf ein vernünftiges Leben. Zum anderen - kann es unseren
Weißen wirklich nicht so gehen? Wie weit sind wir denn wirklich
davon entfernt? Und wen trifft die Schuld daran???
* Disney oder andere Filmproduzenten, die immer wieder eine Rasse in den Vordergrund stellen und damit die Rasse in große Probleme stürzen?
* die Züchter oder die, die sich Züchter nennen und die schnell auf den Modezug aufspringen?
* die Käufer der Welpen?
* und die, die sich derartige Filme
ansehen und somit zum Erfolg beitragen?
Disney bzw andere Filmgesellschaften
Ich möchte jetzt gar nicht den
Punkt anschneiden, unter welchen Umständen dieser Film entstanden
ist, in dem ja lebende Hunde die Hauptrollen spielen. Das ist
mit Sicherheit eine andere Geschichte, die ich nicht beurteilen
kann und will. Einerseits habe ich den Film nicht gesehen, andererseits
kenne ich niemanden, der bei den Aufnahmen dabei war.
Tatsache ist aber, daß solche
Filme - gerade weil die Tierchen ja ach so lieb sind - von vornherein
erfolgversprechend sind. Und leider ist es in unserer Welt so,
daß, wenn es Geld zu verdienen gibt, wenig Rücksicht
genommen wird. Vor allem dann nicht, wenn die Leidtragenden sich
nicht wehren können. Mit Lassie geriet die Rasse der Collies
in ernsthafte Schwierigkeiten, später waren es Schäferhunde,
Retriever und nun hat es die Dalmatiner kalt erwischt. Hoffen
wir, daß niemand auf die Idee kommt, einen Film mit Weißen
Schäferhunden zu drehen. Das Negativimage durch "die
weiße Bestie von Beverly Hills" reicht vollkommen aus.
Aber leider wird wohl kein Filmemacher auf unsere Wünsche
Rücksicht nehmen. Und Bedenken der Tierschützer werden
wohl auch weiterhin von der Filmbranche (und nicht nur von dieser)
ignoriert, solange es etwas zu verdienen gibt.
Die Kinobesucher???
Aber kommen wir zu denen, die die Filme
erfolgreich werden lassen... Die Menschen, die in die Kinos strömen,
weil Tierfilme ja immer so niedlich sind. Die Eltern, die mit
ihren Kindern diese Filme ansehen und dann - weil man dem lieben
Kind ja keinen Wunsch abschlagen kann - auch noch einen Welpen
kaufen.
Würde sich niemand diesen Film
angesehen haben, würden die Filmproduzenten mit Sicherheit
beim nächsten Tierfilm vorsichtiger sein. Mit etwas Glück
würde er gar nicht erst prodziert, wenn er ein Reinfall zu
werden verspräche. So ist das halt mit Angebot und Nachfrage.
Leider wird auch hier niemand etwas
ändern können, denn wer denkt vor einem Kinobesuch schon
so weit, daß er sich überlegt, mit seinem Geld eventuell
die Misere einer Rasse zu unterstützen. Wahrscheinlich sagen
sich die meisten auch hier: wenn ich nicht gehe, es gehen tausend
andere - ich allein kann sowieso nichts bewirken. Wirklich nicht???
Die Züchter
Damit kommen wir in einen Bereich, der
auch die Weißen Schäferhunde betrifft. Aber meiner
Meinung nach hat der Film "101 Dalmatiner" lediglich
verstärkt, was im Kleinen schon bei allen Rassen abläuft,
die etwas bekannter sind. Und dazu gehören auch unsere Weißen.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot und sobald die Nachfrage größer wird und auch noch hohe Welpenpreise zu erzielen sind, gesellen sich auch Züchter hinzu, die ohne Rücksicht auf Verluste nur auf Geld sehen, ihre Hündinnen als Gebärmaschinen einsetzen und nicht auf Krankheiten achten. Es werden in Deutschland auch bereits Weiße Schäferhunde in Tierheimen abgegeben, die auf Grund von Krankheiten und Wesensfehlern als nicht vermittelbar gelten. Nur ist es halt erst ab einer gewissen Menge eine Zeitungsmeldung
wert. Aber ist nicht jeder Hund, der im Tierheim als unerwünscht abgegeben wird, ein Hund zuviel?
Mehr als einmal wurde bereits angeregt, unseriöse Züchter in einer "schwarzen Liste" bekannt zu geben. Einerseits spricht dieser Wunsch aus dem Herzen, andererseits ... wo ist die Grenze? Wer will beurteilen, was gut und was schlecht ist? Abgesehen davon dürfte sich derjenige, der den Mut zu dieser Veröffentlichung hat, sehr schnell von Klagen überzogen sehen. Und auch wenn es für die Zuchtvereine offensichtlich schwer ist, Mißstände aufzudecken - manchmal hat man den Eindruck, daß in einigen Fällen sehr viele Augen zugedrückt werden. Es wäre wirklich schön, wenn auch hier das Interesse der Hunde, der Rasse und der gesamten Zucht über das Finanzielle gestellt würde. Ein Wunschtraum. Scheinbar sind sich aber auch die Käufer oder Interessenten nicht klar darüber, wie eine Hundezucht aussehen kann. Bei Gesprächen mit Welpenkäufern (anderer
Rassen) stellten wir fest, daß sie bereits davon ausgehen, eine Zwingeranlage mit vielen Hunden vorzufinden. Somit sind auch "Massenzüchtern" Tür und Tor geöffnet - schon allein auf Grund der Unwissenheit der Interessenten. Hier muss noch viel mehr und umfangreicher informiert werden.
Die Käufer
Die Eltern, die ihren Kindern einen Hundewelpen kaufen, ohne daß sich die ganze Familie über die Konsequenzen unterhalten hat, handeln schlichtweg verantwortungslos. Weihnachten ist oft ein Anlaß zu überstürzten Käufen - wie gedankenlos viele Käufer gehandelt haben, zeigt sich im nächsten Jahr spätestens zur Urlaubszeit... ein Züchter, dem viel an seinen Hunden liegt, wird sich gut überlegen, ob er um diese Zeit einen Wurf macht.
Um auf die Dalmatiner zurückzukommen, so wird hier der Wunsch der Kinder (oder auch der Erwachsenen) nach einem Hund auf eine bestimmte Rasse konzentriert. Für eine Rasse kann dies fatal sein, denn es werden gerade durch Filme Eigenschaften in die Hunde projeziert, die diese gar nicht haben. Aber meiner Meinung nach tragen die Käufer der Welpen die größte Schuld an diesem Artikel. Dass die Kinder nach dem Film den Wunsch nach einem süßen Welpen äußern, ist normal - irgendwo ist auch der Gedanke der Eltern nachvollziehbar, ihren Kindern den Wunsch erfüllen zu wollen. Nur - hier geht es um Lebewesen - da sollte zumindest bei den Erwachsenen die Vernunft siegen. Es scheint in vielen Fällen nicht so gewesen zu sein und es bleibt zu hoffen, dass es nicht weitere Rassen trifft bzw dass Züchter und Vereine aus diesem Fall lernen.
Es kann gar nicht oft genug darauf hingewiesen werden: einen Welpen kauft man nicht wie eine Puppe oder einen Zauberkasten. Ein Hund bedeutet Verantwortung und kontinuierliche Kosten für viele Jahre! Jeder Interessent sollte sich daher die Entscheidung genau überlegen und zwar zusammen mit dem Partner bzw mit der gesamten Familie. Jeder muß seine Meinung dazu äußern können und bei Bedenken - lieber Abstand davon nehmen; den Hunden zuliebe.